"Was mich am meisten gefreut hat? Dass ich einen Startplatz gewonnen habe!" Wolfgang Hochhuth aus Ansbach, steht um acht Uhr morgens mit 443 anderen Mitwanderern vor dem Startbogen in Mittenwald und wartet auf den Startschuss zu den "24 Stunden von Bayern".
Mehr als 2100 Wanderer bewarben sich dieses Jahr auf die raren Plätze, die per Losentscheid vergeben werden. Bei Wolfgang Hochhuth klappte es im zweiten Anlauf. Das Teilnehmerfeld ist international besetzt. Selbst aus Schweden und Dänemark kommen die Wanderer. Die Veranstaltung, die jedes Jahr in einer anderen Region Bayerns stattfindet, genießt mittlerweile Kultstatus.

"Bumm!" Magdalena Neuner gibt den Startschuss zur achten Auflage. Kein Gedrängel, kein Geschubse – die 24 Stunden von Bayern sind kein Rennen. Hier zählt nicht, dass man als Erster ankommt, hier zählt, dass man überhaupt ankommt. "Eher eine Kopfsache", meint Patrick Schick, der schon dreimal dabei war. "Es hilft, wenn man nette Mitwanderer trifft und die Landschaft abwechslungsreich ist." Und da ist die Alpenwelt Karwendel natürlich genau richtig.
Von Mittenwald geht es durch spektakuläre Klammen hinauf zum Franzosensteig in der Flanke des Wettersteingebirges. Die Sonne brennt, die Bergseen verleiten den ein oder anderen zu einer schnellen Erfrischung. Keine schlechte Idee, denn über Elmau führt ein langer Aufstieg zum Kranzberg – ein Panoramagipfel der Extraklasse, den man nach etwa acht Stunden erreicht. Doch die Teilnehmer brechen bald wieder auf. Schwarz und bedrohlich nähert sich eine Gewitterfront. Hagel und Sturzregen prasseln nieder, Blitze zucken. Die meisten Wanderer erreichen den Parkplatz in Mittenwald völlig durchnässt, andere leitet die Bergwacht hinab. "Perfekte Organisation", kommentieren manche anerkennend.
Nach zwei Stunden Unterbrechung geht es auf die Nachtrunde Richtung Krün und Wallgau. Grüppchen bilden sich, plaudern, genießen die Abwechslung der vielen Darbietungen am Wegesrand und streben der Dunkelheit entgegen.

Je weiter die Nacht voranschreitet, desto mehr merkt man dem ein oder anderen die Mühen der Strecke an, der Schritt wird steif und holprig, der Blick starr. "Da ist man froh, wenn man einen an seiner Seite hat, der mitleidet, weil man nur noch schlafen will", berichtet Rainer Pietschmann bei Sonnenaufgang. Wer es bis dahin geschafft hat, schafft es auch ins Ziel – erschöpft, aber glücklich. Und es dauert nicht lange und dann sitzen sie beim Frühstück zusammen, die 24-Stunden-Absolventen und diskutieren über die nächsten "24 Stunden von Bayern", die 2017 in Bad Hindelang stattfinden werden. Und ob ihnen das Losglück wieder hold sein wird.
Rückblick: Die 24 Stunden-Events der Vorjahre
























