Anfahrt
Vignettenfrei mit dem Auto von Stuttgart über die A 8 und A 7, dann über die Fernpassstraße und Gramaiser Landesstraße bis Gramais. Mit dem Zug bis Bahnhof Reutte oder Füssen, im Sommer auch Langen am Arlberg sowie St. Anton. Von den Bahnhöfen per Postbus oder Taxi bis nach Gramais.
Wanderführer
»Wilde Wege Allgäu – Lechtal« von Mark Zahel, 16,90 Euro, Bergverlag Rother; Rother Wanderführer »Außerfern – Lechtal Ehrwald – Lermoos – Reutte – Elbigenalp« von F. Baumann und D. Seibert, 14,90 Euro.
Karten
»Tiroler Lechtal XL. Wander-, Rad- und Mountainbikekarte «, 1:25 000, zehn Euro; »Lechtaler Alpen, Hornbachkette«, 1:50 000, zwölf Euro. Jeweils Kompass Verlag.
Die 4 Top-Touren rund um Gramais:
Informieren
Eine Liste mit Unterkünften gibt es unter gramais.com. Mehr Infos: lechtal.at, lechtal-info.com und naturpark-lechtal.at
Beherbergung, Unterkünfte:
Urig und familiär
Das Bauernhaus Scheidle bietet gemütlich – rustikale Unterkünfte für Selbstversorger. Im Selbstbedienungsladen vor der Tür gibt es stets frisches Brot, Eier, Butter und mehr – allesamt Produkte aus hofeigener Erzeugung. Die Ferienwohnungen kosten ab 36 Euro pro Nacht. bauernhaus-gramais.at
Rundum verpflegt
Der einzige Gramaiser Gasthof heißt »Alpenrose« und überzeugt neben Zimmern und Apartments auch mit Tiroler Köstlichkeiten: vom großen Frühstücksbuffet bis zum Schnitzel in Bergbauernbutter und Tiroler Leber. Familienzimmer für drei Personen mit Frühstück gibt es ab 35 Euro pro Person, mit Halbpension ab 52 Euro pro Person. familienhuette.com
Auf dem Bauernhof
Die walisischen Schafe der Familie Kipping grasen den Sommer über in der Höhenluft am Roßkarsee und lassen sich die Bergkräuter schmecken. Im Haus Zita in Gramais befinden sich die zwei behaglichen Ferienwohnungen (für zwei beziehungsweise vier Personen) der Kippings. Im Sommer ab 38 Euro pro Nacht, haus-zita.com
Gaststätten, Restaurants:
Regionale Produkte
Das noch recht neue Restaurant LechZeit in Klimm bei Elmen im Lechtal ist in einem lichtdurchfluteten Holzgebäude untergebracht. Es punktet mit schmackhaften saisonalen Gerichten und einem freundlichen Team. lechzeit.com
Fürstlich schlemmen
Im Restaurant Gasthof Kaiserkrone in Elmen kocht der Chef persönlich. Auf der Speisekarte stehen regionale Produkte und Klassiker der Tiroler Küche: Kasspatzln, Schweinsbraten, Zwiebelrostbraten, Wiener Schnitzel und Kaiserschmarrn. gasthof-kaiserkrone.at
Jürgens Küche
Im Gasthof Hochvogel gibt es bodenständige, regionale Köstlichkeiten von Küchenchef Jürgen. Die Zutaten sind heimisch, egal ob Lammbraten, Forelle aus umliegenden Gewässern oder Hirschbraten aus den Hornbacher Wäldern. Mehr Infos unter gasthof-hochvogel.com
Reiseziele, Sehenswürdigkeiten:
ʼs Huamhaus
Das regional typische Holzhaus wurde 2003 am Achensee abgetragen und 2006 in Gramais als Heimatmuseum wieder aufgebaut. Zu sehen gibt es Gebrauchsgegenstände, Originaldokumente, Küchenutensilien und Werkzeuge. Anmeldung unter 00 43/(0) 64/2 06 65 70, Eintritt drei Euro.
Naturkäserei Sojer
Der Familienbetrieb in Steeg produziert schon seit 1955 verschiedene Käsesorten – ausschließlich aus Milch von Kühen, die kein Silofutter bekommen. Kostenlose Führungen gibt es für Gruppen ab zehn Personen. Im Café neben der Käserei gibt es unter anderem Eis aus regionaler Produktion und schmackhafte Käsetoasts. Info: kaesereisojer.at
Klettern und Yoga
Claudia und Hubertus Lindner bieten mit ihrem Basecamp und der Bergschule in Gramais nicht nur eine Unterkunft und geführte Tagestouren: Bei den dreitägigen Sommerangeboten »Yoga‘n Climb« und »Bowspring‘n Climb« kombinieren sie Yoga-Einheiten und Kletterausflüge. hinterstein.at
Hängebrücke Holzgau
Seit 2011 wirbt das Lechtal mit Österreichs längster Fußgänger- Hängebrücke: In 110 Metern Höhe führt die 200 Meter lange Brücke bei Holzgau über die Höhenbachschlucht. Von Holzgau aus erreicht man sie über die Gföll, in umgekehrter Richtung über die Schiggen. lechtal-info.com

Reisebericht: Das Dorf Gramais in den Lechtaler Alpen - ein Geheimtipp für Wanderer
Ungeduldig blickt sie nach hinten, ihre Augen blitzen auf, dann dreht sie den Kopf nach vorne und flitzt los. Dass Lillie meine 55 Kilogramm Körpergewicht hinter sich herzieht, macht ihr nichts aus. Lillie ist ein sibirischer Husky. Wie ihr Bruder Balu lebt sie rund 40 Kilometer südlich von Reutte in Gramais, der kleinsten eigenständigen Gemeinde Österreichs.
Eine Handvoll Bauernhäuser, ein Gasthof, eine kleine weiße Kirche – das Dorf am Ende eines kleinen Lechnebentals ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen im Naturpark Tiroler Lech. Die Gipfel der Lechtaler Alpen im Südosten und die der Allgäuer Alpen im Nordosten bilden eine malerische Kulisse, ziehen Wanderer, Bergsteiger und Kletterer an. Allerdings bringen es nur wenige Berge bei Gramais auf mehr als 2700 Meter Höhe, und so gehört das Dorf noch immer zu den Tiroler Geheimtipps.
Dass mein Freund Emmanuel und ich heute mit Hunden losziehen, die wir mit einer Art Zuggeschirr führen, ist auch eher untypisch. Dahinter steckt Hubertus »Hubsi« Lindner, Betreiber der Bergschule Gramais und erklärter Husky-Fan. »Balu ist drei Jahre alt, Lillie vier«, sagt der drahtige Bergführer gut gelaunt. »Bergauf nehmen dir die Huskys gut 15 bis 20 Kilo Gewicht ab, da fliegt man fast den Berg hoch!
« Mindestens einmal pro Woche zieht er mit den beiden Energiebündeln los. »In ebenem Gelände laufen sie bis zu 150 Kilometer pro Tag,« erzählt Hubsi weiter. Wir sind bei Kilometer zwei unserer Rundtour zum Gufelsee und Kogelsee, zwei Seen hoch in den Bergen südöstlich von Gramais, und die Huskys ziehen beinahe zu stark. Um gegenzuhalten, hilft nur, die Rumpfmuskulatur anzuspannen und Befehle wie »halt« und »langsam « zu geben. Gar nicht so leicht, sich da als Herrchen zu behaupten.

Graue Wolken verkünden Abkühlung
Schnell liegt das Dorf hinter uns, und am Ufer des Otterbachs geht der anfangs breite Wanderweg in einen schmalen, wurzeldurchsetzten Trampelpfad über. Lauter Stolperfallen, während die Hunde unser Wandertempo offensichtlich zu langsam finden. Dafür schnüffeln sie mal links, mal rechts, die Leinen verheddern sich – was tun? »Balu, shi!«, »Lillie, ha!« hallt Hubsis Stimme durch das Tal. Shi und ha, erklärt er, bedeute rechts und links und sei für die Huskys verständlicher als die deutschen Begriffe. Der für Wildflusslandschaften typische Kies und Schotter löst schließlich Sträucher und Tannen am Bachufer ab.
Hier im Tal gibt sich der Morgen noch sonnig und warm, doch die Wolken, die spielerisch um die steilen Gipfel über uns ziehen, verkünden, dass es weiter oben deutlich frischer zugeht. Nach einer knappen Dreiviertelstunde hält Hubsi kurz an: »Wer nur eine ganz kleine Runde machen will, geht hier über den Bach nach Westen und auf der anderen Seite zurück nach Gramais.« Gramaiser Rundweg heißt diese anderthalbstündige Tour, die ohne nennenswerte Höhenmeter auskommt – perfekt etwa zum Füßevertreten am Ankunftstag.
Die Hunde gleichen Stolperer aus
Jetzt aber wenden wir dem Bach den Rücken zu und beginnen den Anstieg Richtung Osten. Immer wieder führt der mal sandige, mal schottrige Pfad über glasklare Bäche. Eiskaltes Wasser landet in den Trinkflaschen, während sich die Hände vor Kälte rot färben. Je höher man kommt, desto eindrucksvoller wird der Blick über das grüne Tal und die kargen, verwittert wirkenden Berggipfel. Dann kommt die erste mit einem Drahtseil gesicherte Passage.
»Denkt dran, immer eine Hand am Drahtseil, auch wenn ihr euch durch die Hunde schon gesichert fühlt«, sagt Hubsi. Das erfordert bei dem immer noch flotten Tempo einiges an Konzentration – nicht stolpern, nicht ausrutschen! Oben angekommen bleibt nur kurz Zeit zum Verschnaufen, bevor die zweite Drahtseilpassage beginnt. Sie ist noch steiler, und Hubsi übernimmt die Hunde kurz. Keuchend folgen wir den dreien, scheinbar mühelos meistern sie dieses Gelände. Auch in Sachen Balance helfen Lillie und Balu beim Wandern.
Das merken Emmanuel und ich, als wir kurz darauf – wieder mit Hund vor dem Bauch – auf Geröll ein paarmal ausrutschen. Die Vierbeiner gleichen das irgendwie automatisch aus, die Stolperer scheinen sie nicht zu stören. Dennoch ist es ein erleichternder Moment, als wir den Gufelbach überqueren, die saftig grünen Wiesen der Gufelalpe erreichen und mit Blick auf die majestätisch über der Alpe thronende Parzinnspitze (2613 m) unsere Brotzeit auspacken.
»Die Gufelalpe ist ein super Bouldergebiet«, schwärmt Hubsi und zeigt auf diverse Felsblöcke. Dann fasst er plötzlich die Hundeleinen fester und weist mit einer Kinnbewegung Richtung Berghang: »Gämsen! Wenn ich jetzt loslasse, sehen wir die beiden heute nicht mehr wieder.« Wie um den Worten des Bergführers Nachdruck zu verleihen, ertönt ein schriller Pfiff. Murmeltiere sind also auch in der Nähe. Emmanuel strahlt. Nach einer halben Stunde treibt Hubsi zum Aufbruch an. Noch immer zeigen die Huskys keinerlei Anzeichen von Ermüdung, erhöhen das Tempo, halten uns in Bewegung und warm.

Je höher wir kommen, desto beißender weht der Wind, auch am Gufelsee auf 2300 Metern pfeift er unbarmherzig. Im türkisfarbenen Wasser spiegeln sich die Parzinn- und die Kogelseespitze (2647 m), die markantesten Gipfel der Tour – ein wunderschöner Anblick, doch um nicht auszukühlen, gehen wir rasch weiter. Der Weg führt auf einen schmalen Grat mit beeindruckender Aussicht: Auf der einen Seite liegt der Untere Parzinnsee, auf der anderen der Gufelsee, beide umgeben von den hier charakteristischen zerklüfteten, gerölligen Hängen und Gipfeln.
»Ein ähnliches Panorama habt ihr auf der Wanderung zum Schafkarsee, Luftlinie rund acht Kilometer östlich von hier«, sagt Hubsi. »Solltet ihr unbedingt machen!« Sie sei allerdings ähnlich anspruchsvoll wie die heutige Tour zum Gufelsee, also kein reines Regenerationsprogramm. Gufelbach, Gufelsee, Gufelalpe – warum heißt hier eigentlich alles Gufel? »Eine Gufel ist ein Felsüberhang. Davon gibt es hier so viele, dass man das Gebiet nach ihnen benannt hat«, erklärt der Bergführer.
Vom Grat geht es ein Stück bergab, und wir passieren eine Herde Steinböcke, gut 30 an der Zahl. Erstaunlicherweise stören sie sich überhaupt nicht an uns. »Die Steinböcke sind das ganze Jahr hier. Sie haben keine natürlichen Feinde, daher sind sie weder scheu noch misstrauisch«, sagt Hubsi und hält grinsend die Hunde fest. Noch ein letzter Anstieg auf einem weitläufigen Schotterhang muss bewältigt werden, jedem Schritt vorwärts folgt ein Rutscher zurück – trotz der Huskys, die tatsächlich langsamer werden. Nur Hubsi wirkt immer noch fit.
Nach einer guten halben Stunde stehen wir am Ufer des Kogelsees (2171 m), noch eisiger als vorhin am Gufelsee schneidet der Wind die Gesichter, es beginnt zu nieseln. Aber nicht nur das Wetter hält uns davon ab, an dem hübschen kleinen See zu pausieren. »Von hier sind es noch zwei Stunden bis Gramais, und die Küche der Alpenrose schließt um 19 Uhr«, verkündet Hubsi. Danach werde es in Gramais schwer, etwas Warmes zu bekommen. Emmanuels amüsierten Blick angesichts solcher Essenszeiten bemerkt er nicht, übernimmt aber für den Rest des Weges die Hunde.

Die Sonne steht schon tief, als Gramais in Sicht rückt, die letzten Meter poltern und stolpern die schweren Beine bis zum Gasthaus Alpenrose. Lillie und Balu wedeln noch einmal fröhlich mit dem Schwanz, als wir sie zum Abschied streicheln. Und bei riesigen Schnitzeln plus Bier planen wir kurz darauf den morgigen Regenerationstag: mit einem Besuch im örtlichen Heimatmuseum, Einkauf in Monis Hofladen – einem kleinen Holzhäuschen mit Selbstbedienung auf Vertrauensbasis – und einem gemütlichen Picknick am Otterbach. Wir haben eine Pause nötig. Dass Hubsi die Tour, für die wir heute fast den ganzen Tag gebraucht haben, allein ebenso wie mit seinen Hunden in drei Stunden schafft, ist nun mal eine Liga für sich.