"Ich habe durchgeblickt in den Tempel der heiligen Natur! Prächtiger kann keine Szene eröffnet werden", so beschrieb die weitgereiste Schriftstellerin Friederike Brun den Augenblick, als sie im März 1791 zum ersten Mal die Alpen sah. Auch heute noch, in einer Zeit, in der selbst die exotischsten Orte innerhalb weniger Flugstunden bequem zu erreichen sind, zählt das Hochgebirge vor unserer Haustür zu den großartigsten Outdoor-Zielen des Planeten. Wie eine gigantische Welle aus Stein und Eis türmt sich der rund 1200 Kilometer lange und bis zu 250 Kilometer breite Alpenbogen zwischen dem Ligurischen Meer im Westen und dem Pannonischen Becken im Osten auf. Auch wenn andere Gebirge weitläufiger, höher, einsamer sind: Keines weist auf solch verhältnismäßig kleinem Raum eine größere landschaftliche und kulturelle Vielfalt auf.
Idyllische Wiesen und steinerne Gipfelmeere: Die Vielfalt der Alpen
Von den mit Wildblumen gesprenkelten Allgäuer Grasbergen über die bleichen Felsbastionen der Dolomiten bis zum eisgepanzerten Gipfelmeer der Walliser Viertausender: Die Alpen zeigen einen sich stets ändernden Charakter im Spannungsfeld zwischen lieblicher Idylle und erhabener Dramatik. So abwechslungsreich wie die Bergwelt selbst sind auch die Möglichkeiten, sie zu durchstreifen – und dabei jedes Mal ein neues Gesicht des Gebirges zu entdecken. Besonders auf Wanderer und Bergsteiger wartet ein schier endloses Tourenpotenzial. So betreuen die Alpenvereine zum Beispiel allein in Österreich ein Wegenetz, das sich auf insgesamt ungefähr 40.000 Kilometer summiert – aneinandergereiht würde die Strecke einmal um den Äquator reichen.
Doch auch wer sich lieber auf den Sattel schwingt, findet ein enormes Betätigungsfeld, das locker für mehrere Leben ausreicht. Eine weitere Stärke spielen die Alpen vor, während und nach der Tour aus: Als Bergregion mit dem dichtesten Netz an Hütten – insgesamt weit über tausend – bietet sich fast immer die Gelegenheit, den Energiespeicher unterwegs mit regionalen Spezialitäten zu füllen. Und wer mag, bleibt gleich oben und übernachtet in traumhafter Lage inmitten der Hochgebirgswelt.
Die schönsten Touren in den Alpen
Ganz gleich, ob man die Alpen zum ersten oder zum hundertsten Mal besucht – jeder Trip birgt neue, unvergessliche Eindrücke. Ob gemütliche Wanderung zu einem Bergsee oder schweißtreibender Gipfelsturm, ob Rennradtour auf einen Pass oder rasanter Downhill:
Alpencross - einmal aus eigener Kraft über die Alpen wandern
Wohl die meisten, die gerne in den Alpen wandern, träumen irgendwann davon, das Dach Europas auch einmal zu überqueren. Mehrere Wege für (fast) jeden Geschmack stehen zur Wahl, als beliebteste Strecken in Nord-Süd-Richtung gelten das mittelschwere Herzstück des E5 zwischen Oberstdorf und Meran (ab 106 km, 6 bis 8 Etappen) sowie der anspruchsvollere »Traumpfad« von München nach Venedig (28 Etappen, 520 km, 20.000 Hm).
Die wichtigsten Alpencross-Routen hier - auch als PDF zum Download
In stillen Höhen: Lagorai

Schwarze, rötliche und grünliche Porphyrfelsen sowie markante Granitzacken bilden zwischen dem Val di Fiemme und dem Valsugana die Lagorai – eine der schönsten und zugleich einsamsten Bergketten Italiens. In ihr wildes Obergeschoss dringen Wanderer auf der Alta Via del Granito vor. Die Rundtour startet an der Malga Sorgazza und verbindet die einzigen beiden Hütten im Gebiet, an drei Tagen kommen stattliche 2500 Höhenmeter zusammen. Die Tour im Netz: altaviadelgranito.com - weitere Tourentipps findet ihr auch bei uns: 5 Traumtouren in der Lagorai
Senner für einen Tag im Bregenzerwald
»Käse ist der Sprung der Milch in Richtung Unsterblichkeit«, meinte der amerikanische Schriftsteller Clifton Fadiman einst. Wie die Verwandlung funktioniert, lernen Interessierte zum Beispiel in der Metzler Sennschule im Bregenzerwald. Rund vier Stunden dauert der Kurs, bevor der selbstgemachte Frischkäse verzehrfertig ist – etwa als Jause während der Besteigung (3.45 Std., 680 Hm) der markanten Kanisfluh, des 2044 Meter hohen Wahrzeichens der Region. Kurstermine: molkeprodukte.com
Spurensuche für Familien im Berner Oberland
Wer mit seinen Kindern üben möchte, sich nur mit Karte und Kompass im Gelände zurechtzufinden, nimmt einen der drei Orientierungsläufe am Niederhorn in den Emmentaler Alpen in Angriff. Dabei gilt es, anhand von topografischen Merkmalen wie einer Quelle, eines Felsbrockens oder einer Senke versteckte Posten zu finden, entlang derer es zum Ziel geht. Die Palette reicht vom Hasen-Pfad, den auch die Kleinsten schaffen, bis zum kniffligen Luchs-Pfad. Infos und PDF-Flyer: niederhorn.ch
Sterne beobachten im Karwendel
Abseits der trubeligen Berghütten bieten Biwakschachteln die Möglichkeit, oft völlig allein im Hochgebirge zu übernachten. Ein Prachtexemplar steht etwa auf dem Weg zur Laliderer Spitze (2588 m) im Karwendel: das Karl-Schuster-Biwak (2495 m), dessen Plexiglaskuppel den Blick in das funkelnde Firmament freigibt - ideal für Sternegucker! Schnellster Zustieg: eine kombinierte MTB-/Wandertour von Scharnitz aus (5 Std., 1650 Hm). Tourinfo: muenchner-hausberge.de - weitere Karwendel-Touren findet ihr bei uns unter www.outdoor-magazin.com/karwendel
Durchs ewige Eis in der Mont-Blanc-Gruppe

Frankreichs größtes Gletschersystem erstreckt sich auf rund 12 Kilometern Länge an den Nordhängen des Mont-Blanc-Massivs: das Mer de Glace. Eine dreitägige Hüttentour durch das »Meer aus Eis« bietet zum Beispiel der Bergführer Fred Brehe an, dabei verlangen Spaltenquerungen und vertikale Leitern Schwindelfreiheit. Details und Anfragen: fredbrehe.com - weitere Tourentipps am Mont Blanc gibt es hier
Wildwasserschwimmen in Vorarlberg
Beim Wildwasserschwimmen spürt man die Kraft eines reißenden Flusses hautnah. Ein ideales Ziel, um den Mix aus Adrenalinkick und ungewöhnlichem Naturerlebnis mal auszuprobieren, ist der ungezähmte Lech. Touren durch einen zirka sechs Kilometer langen Schluchtenabschnitt führt die Alpinschule Widderstein durch. Info: alpinschulewidderstein.com
Leichter 3000er im Oberwallis
Wanderer, die sich auch in leichten Kletterpassagen wohlfühlen, werden die zweitägige 2000-Höhenmeter-Tour von Ausserberg auf das Wiwannihorn (3001 m) genießen. Erst zum Schluss kommen die Hände zum Einsatz. Hat man den teils luftigen Südwestgrat (Grad I–II) gemeistert, warten oben Traumblicke ins Tal und zur Walliser Gipfelprominenz. Info: sac-cas.ch
Urige Hüttenübernachtung in Tirol
Wohl nirgends lässt sich eine Auszeit vom Alltag besser nehmen als in einer einfachen Holzhütte inmitten der Natur. Ein besonders uriges Schmuckstück für ein bis zwei Personen steht beispielsweise auf 1800 Metern Höhe über dem Sellraintal: das Mondscheinhüttl. Gekocht und geheizt wird mit Holz statt Strom, für frisches Quellwasser sorgt ein Brunnen. Weitere Optionen: huettenland.com
Radeln im nördlichen Alpenvorland
Durch die Schweiz leiten neun nationale Radrouten. Ihre Königin: die Alpenpanorama-Tour durch die Bilderbuchlandschaft zwischen St. Margareten am Bodensee und Aigle im Kanton Waadt. Auf acht Etappen (plus Variante) zieht die 485 Kilometer lange, durchgehend asphaltierte Strecke über viele aussichtsreiche Pässe, dabei kommen sportliche 7900 Höhenmeter zusammen. Info: alpenpanorama-route.com
Weitere Tipps für Alpen-Fans
In den folgenden Listen zum Durchklicken findet ihr weitere spannende Ausflugs- und Wanderziele in den Alpen:

Video: Die Alpen von oben




