Skitouren planen
Skitouren optimal vorbereiten

Gelungene Skitouren sind eine Frage der Planung. Wie Sie sich optimal auf Ihren nächsten Wintertrip vorbereiten, lesen Sie hier.

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Foto: Ben Wiesenfarth

Was gibt es Schöneres als eine rundher­um gelungene Skitour? Mit einem Aufstieg, der weder zu steil noch zu sanft ist, einer entspannten Gipfelrast und einer berauschenden Abfahrt – ohne Lawinenabgang, Unfall, Orientierungsprobleme oder Wettersturz. Eine solche Paradetour gelingt nur selten zufällig, meist steckt eine gründliche Vorbereitung, clevere Taktik und ein situa­tionsgerechtes Verhalten am Berg dahinter. Unter Mithilfe der Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS) und des Deutschen Skiverbands (DSV) zeigen wir Ihnen, wie Skitouren mit Sicherheit zum Erlebnis werden.

Unsere Highlights

Know-How aneignen

„Denken ist besser als Schaufeln“, sagt Lawinenpapst Werner Munter. Recht hat er. Denn wer weiß, welche Einflüsse die Lawinengefahr begünstigen, woran man gefährliche Geländeabschnitte erkennt und wie man den Lawinenlagebericht richtig interpretiert, reduziert das Risiko. Und wer den Umgang mit LVS, Sonde und Schaufel regelmäßig übt, ist für den Ernstfall bestens gewappnet. Kurse veranstalten beispielsweise die Alpenvereine, aber auch viele Bergführerbüros sowie alle DSV-Skischulen.

Lage checken

Das Wochenende rückt näher, und Sie wollen endlich auf die Bretter? Bevor Sie das Ziel festlegen, studieren Sie die Wetterprognose und den Lawinenlagebericht (LLB). »Er beschreibt die Schneedeckenstabilität, die Auslösewahrscheinlichkeit von Lawinen und gibt die gültige Gefahrenstufe an«, erklärt Robert Schilling, DSV-Experte fürs Hochgebirge und die Lawinenkunde. Die fünfstufige Lawinengefahrenskala gilt für alle Alpenländer, reicht aber als Planungsgrundlage allein nicht aus. Studieren Sie auch die zusätzlichen Informationen des Berichtes, wie vergangene und erwartete Schneefallmenge, Wind und Temperatur sowie die Folgen für die Stabilität der Schneedecke. Auch Aussagen über besonders lawinengefährdete Höhenlagen, Hangexpositionen oder Geländeformen sind ausschlaggebend für die Wahl des Tourenziels.

Tour auswählen

Berücksichtigen Sie bei der Tourenplanung auch Ihr fahrerisches Können; gute Skitourenführer weisen auf die zu erwartenden Schwierigkeiten hin. Unentbehrlich für die Planung ist eine topografische Karte im Maßstab 1:25 000. Mit ihrer Hilfe und den Aussagen des LLB können Sie rasch erkennen, wo Gefahrenstellen lauern. Auch mögliche Rastpunkte lassen sich auf der Karte ausmachen. Vergessen Sie nicht, zusätzlich zur eigentlichen Tour noch ein moderateres Ausweichziel festzulegen. Sonst besteht die Gefahr, dass Sie sich bei einer Lageverschlechterung nicht vom ursprünglichen Tourenwunsch lösen können. »Das wird schon noch gehen«, ist ein oft gehörter letzter Satz.

Zusammentrommeln

Niemand geht gerne allein auf Skitour – das wäre auch viel zu gefährlich. Doch selbst eine Gruppe birgt Risiken, etwa durch gruppendynamische Prozesse (Gruppenzwang, Geltungsdrang). »Bei der Wahl Ihrer Mitfahrer sollten Sie auch die Erfahrung und Fähigkeiten beurteilen«, so Robert Schilling. Grundsätzlich gilt: nur mit Leuten fahren, die Sie gut kennen!

Zeiten festlegen

Ein realistischer Zeitplan verhindert, dass Sie in Bedrängnis kommen. Deshalb sollten Sie nicht nur die Zeit für Aufbruch und Rückkehr festlegen, sondern auch, wann Sie spätestens bestimmte Geländepunkte erreicht haben müssen, um den Gipfel zu packen und nicht in die Dunkelheit zu fahren. Räumen Sie bei der Kalkulation den Pausen genügend Zeit ein. Ihre Länge sollte so bemessen sein, dass sie wirksam zur Erholung beitragen – wichtig für den Erhalt der Fitness und Konzentrationsfähigkeit.

Ausrüstung packen

Auf der sicheren Seite ist, wer seine Ausrüstung bereits zwei Abende vor Tourenstart zusammensucht und überprüft. Sollte etwas fehlen, zum Beispiel frische Batterien für die Stirnlampe oder wichtige Topokarten, lässt es sich am Folgetag noch besorgen. Um den Überblick zu wahren, sollten Sie eine Ausrüstungliste speziell für Skitouren erstellen. Dann vergessen Sie weder Sicherheitsequipment wie Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), Sonde, Schaufel und Hilfsmittel (z. B. die DAV-SnowCard) noch Daunenjacke oder Skibrille. Stirnlampe, Erste-Hilfe-Set, GPS-Gerät und Handy dürfen genauso wenig fehlen wie ein Paar Ersatzhandschuhe, Skifelle und Stöcke. Sie gehen öfter auf Skitour? Dann sollten Sie sich einen Airbag-Rucksack anschaffen. Er kostet zwar viel, bietet aber mit Abstand die größte Chance, Lawinenabgänge unbeschadet zu überstehen – und hält viele Jahre.

Nummern einspeisen

Um im Ernstfall schnell Hilfe anfordern zu können, speichern Sie neben der europäischen Notrufnummer 112 auch die der lokalen Rettungsdienste ins Handy (eine Übersicht finden Sie auf outdoor-magazin.com/notrufnummern, Link siehe unten). Gut eignen sich dazu die Schnellwahltasten Ihres Mobiltelefons. Sie fahren ins Ausland? Dann sind auch die Rufnummern örtlicher Lawinenwarndienste nützlich.

Bescheid sagen

Macht Ihnen einen Abend vor der Tour weder der LLB noch das Wetteramt einen Strich durch die Planung, informieren Sie noch rasch Daheimbleibende über den spätestmöglichen Zeitpunkt Ihrer Rückkehr – dann kommt es im Notfall schneller zu einer Vermisstenmeldung.

Equipment checken

Am Ausgangspunkt der Tour prüfen Sie die Funktionsfähigkeit aller LVS. Dazu schalten sämtliche Fahrer ihr Gerät aus – bis auf einen. Dieser »Tester« schaltet in den Sendebetrieb. Jetzt stellen nacheinander alle anderen Fahrer ihre Geräte in den Suchmodus und checken, ob sie das LVS des Testers empfangen. Anschließend stellen alle ihr LVS auf Senden, legen es an und passieren im Zehn-Meter-Abstand zueinander den Tester, der sein Gerät dazu nun auf Empfang gestellt hat. Damit kontrolliert er, ob auch alle LVS in der Gruppe senden. Schließlich aktiviert auch der Tester den Sendemodus und legt sein Gerät an.

Die aktuelle Ausgabe
04 / 2023

Erscheinungsdatum 07.03.2023

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