In diesem outdoor-Ferrata-Special zeigen geben wir Taktik-Tipps für Klettersteig-Touren und führen Sie langsam und sicher an das große Abenteuer Klettersteig heran.
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Klettersteigcamps sind ideal für den Einstieg. Janina Eisele hat zwei Novizen begleitet.
"Einfach genial!« Noch nie zuvor standen Katrin und Ingmar Kindermann mitten im Sommer auf einem Schneefeld. Vor ihnen liegt der Klettersteig »Monte Zermula«, der zum Gipfel des gleichnamigen Bergs führt. Für das Ehepaar aus Sachsen stehen damit zwei Premieren zugleich auf dem Programm: Ihre erste Gipfeltour in den Alpen ist auch ihre erste richtige Klettersteigbegehung.
Über Geröll- und Schneefelder im Wechsel geht es zum Zustieg der
»Ferrata Amici Della Montagna Paularo Monte Zermula«. Der historische Klettersteig liegt in den Karnischen Alpen, im Dreiländereck zwischen Italien, Österreich und Slowenien. Er ist ein Relikt aus dem Ersten Weltkrieg und das erste Ziel, zu dem die Bergführer der Mammut Alpine School jetzt die Teilnehmer des sechstägigen Sport 2000 Klettersteig-Camps führen.
Gestern noch standen Katrin und Ingmar etwas unsicher am überschaubaren Übungsklettersteig »Kanzianiberg«, um sich in die Grundlagen der Klettersteigtechnik einführen zu lassen. Gurt, Helm, Klettersteigset, Schuhe mit Climbing-Zone – das ganze ausgegebene Material und seine Funktionen waren Neuland für das Paar. Doch die beiden sind fit. Ausdauerläufe und Mountainbiketouren daheim in der Sächsischen Schweiz haben ihre Körper schlank, beinahe drahtig gemacht.
Der erste Kontakt zum Fels war kein Problem, Ingmar glänzte sogar durch angeborene Trittsicherheit. Aber die Übungstour war kurz, die Abstände zwischen den Drahtseilbefestigungen am Fels ebenfalls, und nennenswerte Höhenmeter gab es nicht zu überwinden. Ein Kinderspiel also im Vergleich zu dem, was heute ansteht: Am Monte Zermula beginnen die drahtseilgesicherten Passagen auf 1820 Meter und führen Klettersteigler hinauf auf 2145 Meter. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit und die Kondition reicht für die dreistündige Tour.
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Hinter dem letzten Schneefeld klicken sich bereits die ersten aus der Gruppe ins alpine Klettererlebnis ein. Durchs Kar drücken Wolkenschwaden herab. Oben weiß, unten weiß und dazwischen von Rissen und Rinnen durchzogenes Kalkgestein. Katrin ist hin und weg von diesem Naturschauspiel – noch. Kurz darauf befestigt auch sie ihre Karabiner am Drahtseil, ihre Augen, ihre Hände und Füße suchen die griffigsten Stellen im steilen Fels. Für die blühenden Enziane keine zwei Meter neben dem Steig und die Murmeltiere, die sich vor den alten Geschützbunkern auf halbem Weg nach oben tummeln, bleibt da kein Blick.
So ergeht es auch den anderen Klettersteigneulingen: Die Momente, in denen sie stolz auf das weit unten zurückgelassene Schneefeld und die umliegende Bergwelt schauen, sind rar. In der stetig ansteigenden Wand herrscht konzentriertes Schweigen. Nur das Klirren der Karabiner, das Schnaufen der weniger Trainierten und ab und zu das Kullern eines losgetretenen Steins, gefolgt von einem kleinen Schreckensruf, durchbrechen die Stille. Kurz vor dem ersten Quergang hebt Ingmar den Blick vom Fels und staunt: »Dass wir so was mal machen – Wahnsinn!«
Auf einem weiteren Quergang angekommen, erzählt Katrin, dass sie ihren Mann lange zu dem sechstägigen Klettersteigkurs habe überreden müssen. Doch jetzt hat Ingmar offensichtlich Blut geleckt – so sehr, dass er sich auch an einem blutig geschürften Ringfinger nicht stört. Im Gegenteil: Seinen ersten »Kletterfinger«, den er sich kurz vor der magischen Zweitausender-Grenze holt, zeigt er ausgelassen, ja beinahe erfreut vor.
Langsam geht es höher hinauf. Der Kalkstein wartet nun nicht mehr mit schönen Rissen und Tritten auf, sondern ist von Regen und Schmelzwasser mit vielen kleinen, vertikal nebeneinander verlaufenden Rinnen durchzogen. Mit der Fingerkraft eines geübten Kletterers sind die Wülste dazwischen gut zu greifen, aber für Einsteiger ist dieser Fels eine harte Nuss. Keine Stufen und Tritte erleichtern den Klettersteigneulingen den Weg zum Gipfel, nur diese dachrinnenartigen Vertiefungen. Am nächsten Stand angekommen, schüttelt Katrin die Arme aus und gesteht: »Da hab ich mich jetzt aber nur am Drahtseil hochgezogen.« Macht ja nichts – den alten Bergsteiger-Ehrenkodex, den Weg nach oben ohne technische Hilfen meistern zu müssen, hatte der Bergführer Christoph bereits bei der theoretischen Vorbereitung entschärft. »Ob ihr in das Drahtseil fasst oder nicht, bleibt ganz euch überlassen«, gab er den Klettersteig-Novizen mit auf den Weg. Die meisten von ihnen reizt es allerdings, den Weg zum Gipfel nur mit Hilfe von Tritten und Griffen zu schaffen. Dem Griff ins Seil zu widerstehen, kann schließlich auch eine persönliche sportliche Herausforderung sein.
Doch ziemlich schnell zeigt sich: Ohne gelegentlich das Drahtseil zweckzuentfremden, wäre dieses hochalpine Kletter-erlebnis für die meisten Neulinge nicht machbar. Verschwitzt kräuseln sich Katrins Haare unter dem Helm, als sie nach einem letzten Armzug den Kopf über den Gipfelgrat des Monte Zermula hebt. »Das kann man niemandem beschreiben, das musst du einfach erlebt haben«, strahlt sie. Und dann schiebt sie sich, noch bevor sie den Klettergurt abgelegt hat, den ersten Bissen ihrer wohlverdienten Gipfeljause mit Kärntner Speck und Käse in den Mund.
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Start: Oberstdorf Dauer: 11 Stunden
Evergreen mit wenig Eisen: Der über 100 Jahre alte Heilbronner Weg führt als Höhenweg mit gesicherten Passagen über den höchsten Kamm der Allgäuer Alpen. Damit eignet er sich gut für Klettersteigneulinge, denen das Bergnaturerlebnis wichtiger ist als eine Kletterpartie an Eisentritten. Kondition braucht man trotzdem für diese Kammtour, die auf 2615 Meter hinaufführt. Um die alpine Felswelt mit ihren Graten und Scharten entspannt zu genießen, setzt man am besten zwei Tage an und übernachtet in der Rappenseehütte oder im Waltenberger Haus.
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Start: Parkplatz Fischleinboden Dauer: 8,5 Stunden
Der einstige Versorgungsweg von italienischen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg hat sich zu einem absoluten Klettersteigklassiker in den Sextener Dolomiten entwickelt. Technisch ist die »Strada degli Alpini« nicht schwierig, allerdings erfordern ihre ausgesetzten Passagen Schwindelfreiheit. Vor allem das luftige Salvezza-Band sorgt für ein bisschen Nervenkitzel, und abschüssige Altschneefelder erfordern Trittsicherheit. Belohnt werden Klettersteiggeher dafür mit grandiosen Blicken auf das Fischleintal und die wild gezackte Dolomiten-Bergwelt.
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Start: Rifugio Vallesinella Dauer: 4,5 Stunden
Herzstück der Brenta, Traumpfad der Alpen – viele Beschreibungen versuchen, der »Via delle Bocchette« gerecht zu werden. Sie führt auf zehn Kilometern durch die Brenta und besteht aus drei Teilen, zwei davon sind Klettersteige. Der älteste und vielleicht schönste ist der Sentiero delle Bocchette Centrale. Unvergesslich prägt sich die dramatische Felswelt mit herrlichen Blicken auf Giulia und Adamello jedem Besucher ein. Dabei verlangt der Steig mit schmalen Bändern, neben denen es über hundert Meter in die Tiefe geht, und steilen Leitern meist volle Aufmerksamkeit.
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Start: Bergstation Gletscherbahn Dauer: 4,5 Stunden
Ein für Ferrata-Fans historisch bedeutsamer Weg: Mit der Sicherung des Wegs auf den 2993 Meter hohen Dachstein begann 1843 das Klettersteig-Zeitalter. Ziel war aber nicht das Klettererlebnis, sondern Bergsteigern den Weg zum Gipfel zu erleichtern. Die Dachstein-Überschreitung ist daher auch keine Ferrata, sondern eine anspruchsvolle alpine Route mit gesicherten Passagen. Am meisten begangen wird der mit Trittbügeln und Metallgriffen gesicherte Randkluftanstieg; die Schulter und der Westgrat des Dachsteins sind dagegen nur mit Drahtseilen versehen.
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Start: Sellajoch Dauer: 6,5 Stunden
Der Pößnecker Klettersteig aus dem Jahr 1912 gehört zu den ältesten Klettersteigen der Dolomiten – und zu den anspruchsvollsten. Steil und luftig wurde er in die fast senkrechten Felsen der Sella gebaut, vor allem die ersten 250 Meter verlangen viel Armkraft, absolute Schwindelfreiheit und Klettererfahrung. Der zweite Abschnitt, hinauf zum 2941 Meter hohen Gipfel des Piz Selva, ist deutlich weniger steil, dann folgt eine Wanderung über das Felsplateau der Sella zu einer der Passstraßen. Statt auf Asphalt zurück ins Tal zu marschieren, fahren viele per Anhalter.
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Preis: 110 € Gewicht: 440 Gramm
Bedienung: Die Karabiner liegen beim Einhängen ins Seil sehr gut in der Hand, beim Aushängen könnte die Öffnung etwas größer sein. Mittlere Bandlänge.
Fazit: Der Attac-Karabiner ist die Mutter aller modernen Klettersteigkarabiner. Kein Wunder also, dass das Salewa-Set einen sehr guten Eindruck macht – was man in Anbetracht des Preises auch erwarten darf.
Preis: 90 € Gewicht: 495 Gramm
Bedienung: Karabiner liegen beim Ein- und Aushängen gut in der Hand. Außerdem besitzt das Easy Rider eine große Bandlänge – ideal auch für große Personen.
Fazit: Das Easy Rider von Black Diamond trifft ins Schwarze. Die gerundeten Karabiner schmeicheln der Hand, und durch die große Schnapperöffnung macht auch das Ein- und Aushängen Spaß. Sehr fairer Preis.
Preis: 110 € Gewicht: 545 Gramm
Bedienung: Die Karabiner liegen beim Einhängen ins Seil sehr gut in der Hand, beim Aushängen könnte die Öffnung etwas größer sein. Große Bandlänge.
Fazit: Das in Frankreich gefertigte Petzl-Klettersteigset überzeugt durch einfaches Handling und eignet sich durch seine Bandlänge auch für große Klettersteiggeher.
Preis: 90 € Gewicht: 475 Gramm
Bedienung: Die wenig ergonomischen Karabiner greifen sich nicht so angenehm, das Öffnen der Schnapper erfordert recht viel Kraft. Sehr große Bandlänge.
Fazit: In Deutschland hergestelltes Set, das mit hochwertiger Verarbeitung punktet. In puncto Bedienung kann es aber nicht ganz mit den anderen vier Modellen mithalten.
Preis: 95 € Gewicht: 465 Gramm
Bedienung: Karabiner liegen beim Einhängen sehr gut in der Hand, beim Aushängen könnte die Öffnung etwas größer sein. Mittlere Bandlänge.
Fazit: Genial, durch seine stufenlos ansteigende Bremskraft empfiehlt sich das Mammut-Set auch für Kinder, Jugendliche und zierliche Erwachsene – zumal sich das Tec Step auch gut bedienen lässt.
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