Hinweis: Einen tagesaktuellen Preisvergleich zu den hier getesteten Rucksäcke finden Sie unten auf dieser Seite.
"Sitzt wie festgeklebt und zieht nicht an den Schultern – trotz 12 Kilo Beladung", sagt Testerin Nadine Geide während des steilen Aufstiegs zum Bergmandl, einem knapp 2000 Meter hohen Gipfel im Kleinwalsertal. outdoor-Online-Redakteur Ralf Bücheler klagt dagegen über Druckstellen im Schulterbereich. Sofort prüft Ausrüstungsredakteur Boris Gnielka den Rucksacksitz. "Der Ansatzpunkt der Schulterträger drückt - da kann man nichts machen. Tausch mit mir, bevor es zu stark schmerzt", rät der Testchef. Nach dem Wechsel geht es flott weiter, schließlich hat das Team in den drei Tagen viel vor: 18 Tourenrucksäcke im Preissegement zwischen 80 und 270 Euro müssen auf Herz und Nieren geprüft werden. Sie fassen 37 bis 59 Liter - genug für Bergtouren mit Kletterausrüstung oder Übernachtungsgepäck und Proviant für mehrere Tage.

Auch Eltern, die auf Wanderungen den Lastesel spielen, profitieren vom großzügigen Fassungsvermögen der aktuellen Tourenrucksäcke. Die größten Rucksäcke im Test 2014 eignen sich sogar für einen Kurztrip mit Zelt. "Das Testfeld teilt sich in zwei Gruppen: elf Allround-Rucksäcke und sieben Alpinrucksäcke", erklärt Boris Gnielka in einer Pause. Die Alpinrucksäcke spielen ihre Stärken vor allem auf anspruchsvollen Klettersteigen, bei Hoch- und Skitouren oder beim Bergsteigen aus. Ihr Tragesystem (Details siehe unten), ein sogenannter Körperkontaktrücken, besteht aus einer mehr oder weniger stark gepolsterten Platte. Sie liegt direkt am Körper an und verbessert so die Kontrolle. Trotz des gleichen Ansatzes folgen die Herstellern allerdings unterschiedlichen Philosophien: Der Rücken des Ortlieb-Rucksacks ist extrem weich und flexibel. "Den musste ich heute Morgen so packen, dass der Rucksackinhalt den Rücken versteift, sonst zieht er an den Schultern. Jetzt trägt er sich aber bestens und bewegt sich keinen Millimeter", sagt Tester Felix Wiedmann.
Black Diamond verbaut bei seinem Rucksack Epic einen drehbaren Hüftgurt, statt die Schultergurte am untere Ende anzunähen, werden sie mit einem im Boden laufenden Band verbunden – das erhöht die Bewegungsfreiheit. "Sehr angenehm, gerade auch beim Klettern", so Boris Gnielka. Tester Eddy Erhard widerspricht: "Mich stört es, weil der Rucksack manchmal minimal verrutscht." Die beiden getesteten Mammut-Tourenrucksäcke besitzen eher feste Hüftgurte und eine verhältnismäßig steife Rückenplatte. So lassen sich mit gelockerten Schulterträgern selbst 18 Kilo problemlos auf der Hüfte tragen.
Tourenrucksäcke mit viel Bewegungsfreiheit
Der Lowe Alpine Alpine Attack bietet dagegen nur einen gepolsterten Hüftriemen, der das Tragesystem im Lendenbereich gegen den Rücken zieht. Trotzdem packt er 16 Kilo Beladung – und lässt ähnlich viel Bewegungsfreiheit wie der Black Diamond Epic. "Klasse, wie leicht ich nach oben greifen kann. Das Konzept funktioniert aber nur, wenn man den Rucksack auch mit den Lastkontrollriemen ganz an den Rücken holt", sagt Boris Gnielka, als er die Felsstufen zum Grünen Kopf hinaufklettert. Der Tatonka Cebus schneidet ebenfalls gut ab. Durch sein kleines Volumen eignet er sich aber vor allem für Tagestouren.
Ebenfalls im Test: Alpinrucksäcke

Die Ausstattung der Alpinrucksäcke ist sehr schlicht und funktionell. "Das spart Gewicht – beim Bergsteigen freut man sich über jedes Gramm weniger, das man den Berg hinaufträgt", so Gnielka. Noch einen Tick besser als die Konkurrenz schlagen sich aber der wasserdichte, strapazierfähige Ortlieb Elevation und der Alpine Attack von Lowe Alpine. Letzterer bietet einen robusten Packsack, der fast keine – für Defekte anfälligen – Nähte besitzt. Der Lowe Alpine Alpine Attack lässt sich bis auf unter ein Kilo abspecken, wenn man den Deckel, den Drahtrahmen des Rückens und die Sitzmatte zu Hause lässt.
Sind Ihnen diese Rucksäcke zu spartanisch?
Kein Problem, die elf Allroundrucksäcke bieten deutlich mehr Features: einige ein Haupt- und Bodenfach oder großzügige Frontöffnungen, um den Packsack von vorne zu beladen. Auch Seitentaschentaschen oder eine Regenhülle gibt es. Diese schützt den Inhalt aber nur bedingt vor Nässe, weil mit der Zeit über den Rücken Wasser ins Innere läuft - das zeigt sich, als es stundenlang schüttet. "Am besten verwendet man als Inlett einen sogenannten wasserdichten Rucksackliner, den Hersteller wie Ortlieb, Sea-to-Summit oder Exped für rund 30 oder 40 Euro anbieten", rät Rucksackprofi Boris Gnielka.
Im Lauf der drei Tage kristallisieren sich unter den Allround-Rucksäcken die Favoriten der einzelnen Tester heraus. Nadine und Ralf schwören auf den Bach Shield 38. "Der Bach-Rucksack ist traumhaft bequem, lässt Bewegungsfreiheit und bietet eine gute Kontrolle", steht in ihren Notizen. Der Rücken des Bach-Rucksacks besitzt zwei etwa vier Zentimeter breite, weiche Schaumstoffleisten, die vom Hüftgurt bis zum Ansatzpunkt der Schulterträger laufen. Außerdem lässt sich die Alustrebe im Rucksackinnern an den Träger anpassen, was die Passform spürbar verbessert. Zu den weiteren Stärken des Bach Shield 38 Tourenrucksacks zählen seine dicken Materialien und die kräftigen Reißverschlüssse mit vernickelten Schiebern.
Tester Eddy schwärmt vom Osprey Exos 38, mit gut einem Kilo einer der leichtesten Tourenrucksäcke im Test. "Er passt wie angegossen, seine luftigen Träger sind schön weich. Und durch den Netzrücken bietet der Osprey-Rucksack die beste Belüftung, lauten seine Argumente. Zu hart rannehmen sollte man den leichten Osprey Exos 38 aber nicht: Die dünnen Materialien sind nicht ganz so robust. Für Klettersteige eignet sich der Tourenrucksack deshalb weniger.
Boris Gnielka trägt den Deuter Pace 36 - der leer weniger als ein Kilo auf die Waage bringt: "Erstaunlich, wie gut sich das Leichtgewicht mit 12 Kilo Beladung anfühlt. Für mich der stimmigste Tourenrucksack im Feld." Er muss aber sorgfältig gepackt werden, sonst wölbt sich die kaum versteifte Rückenplatte.
Testerin Mirjam wiederum kommt am besten mit dem Bergans Rondane 46 klar, Katleen bevorzugt den Vaude Asymmetric. Die beiden Tourenrucksäcke zählen zu den größten Modellen im Testfeld 2014 und überzeugen mit einer starken Lastübertragung - ideal für Wochenendtouren mit Zelt.
Dass nahezu jeder im Team einen anderen Tourenrucksack favorisiert, überrascht die Testmannschaft nicht: Je nach Statur passt der eine oder andere Kandidat besser. Aus diesem Grund sollten Sie nur einen Rucksack kaufen, den Sie mindestens eine halbe Stunde ausprobiert haben - und zwar mit einer realistischen Last. Im Fall eines Tourenrucksacks sind das 12 bis 15 Kilo. Kompetente Outdoor-Fachgeschäfte bieten diese Möglichkeit. Ein erfahrener Verkäufer kann Ihnen zudem das Tragesystem anpassen.
Testfazit und alle Ergebnisse im Überblick auf Seite 2
Tagesaktueller Preisvergleich für die getesteten Rucksäcke (sofern Angebote vorhanden)
Die getesteten Tourenrucksäcke 2014 im Detail:
Testfazit & Ergebnisse
Wenn Sie gerne in die Berge gehen und in Zukunft Bergsteigen oder Gletschertouren machen wollen, greifen Sie am besten zu einem der minimalistischen, strapazierfähigen und verhältnismäßig leichten Alpinrucksäcken. Zwei Rucksäcke stechen in dieser Gruppe heraus: der in Deutschland hergestellte, wasserdichte Ortlieb Elevation und der Alpine Attack von Lowe Alpine, mit 110 Euro auch einer der günstigsten Rucksäcke im Test 2014.
Die Allround-Rucksäcke empfehlen sich für alle, die reichhaltig ausgestattete Tourenrucksäcke mögen - mit extra Bodenfach oder einer Frontöffnung. Hier gibt es drei Highlights: Der federleichte, preiswerte Deuter Pace eignet sich für Grammzähler und wiegt lediglich 970 Gramm, der luftige Osprey Exos ist etwas für Heißsporne. Und der solide Bach Shield 38 meistert auch üppigere Lasten. Testerin Nadine wird klar: "Ich will einen neuen Rucksack!" Und Sie?