Test: Tourenrucksäcke 2018
18 Tourenrucksäcke für Hüttenwanderungen & Wochenendtreks

Mit dem richtigen Tourenrucksack machen Wochenendtreks noch mehr Spaß – ob auf Zelttour oder Hüttenwanderung. outdoor hat 18 Modelle zwischen 45 und 65 Liter Volumen getestet.

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kurz & knapp - der outdoor Tourenrucksack-Test 2018

  • 18 Tourenrucksäcke - jeweils die Damen- und Herrenausführung - im Test
  • Preislich liegen die getesteten Rucksäcke zwischen 130 und 230 Euro
  • Zwischen 1090 und 2000 Gramm wiegen die Testkandidaten
  • 8 Rucksäcke mit Abstandsnetz, 10 Rucksäcke mit Kontaktrücken
  • Der jeweilige Einsatzzweck entscheidet über den optimalen Rucksack

Hüttentouren boomen: Seit Jahren wächst die Zahl der Übernachtungen in den Alpen und deutschen Mittelgebirgen. Außerdem entdecken immer mehr Outdoorer den Reiz von Kurzabenteuern am Wochenende und verbringen in der näheren Umgebung ihres Wohnorts eine Nacht unter freiem Himmel – ob mit oder ohne Zelt. Solche Microadventures lassen sich auch in übervollen Terminkalendern unterbringen und bewirken Erholung für Leib und Seele.

Kein Wunder, dass sich die für beide Einsätze idealen Tourenrucksäcke in den letzten Jahren zu Verkaufsschlagern entwickelten. »Mit 40 bis 60 Liter Volumen bieten sie genügend Stauraum. Zudem tragen sie sich spürbar komfortabler als noch größere, für wochenlange Wildnistouren gebaute Trekkingpacks mit ihren recht steifen und schweren Tragesystemen«, erklärt Ausrüstungsredakteur Boris Gnielka. Ein Vorteil der großen Nachfrage liegt im wachsenden Angebot, kämpfen die Hersteller doch jedes Jahr mit neuen Rucksäcken um die Gunst der Käufer. Dabei verfolgen die Entwickler zum Teil sehr unterschiedliche Ansätze – das zeigt der Test von 18 aktuellen Tourenrucksäcken für Damen und Herren von 130 bis 230 Euro.

Mit von der Partie sind überarbeitete Bestseller vom Marktführer Deuter und Osprey, dem weltweit derzeit am schnellsten wachsenden Label. Während Deuter beim rund zwei Kilo schweren Futura Vario auf dicke, sehr langlebige Materialien setzt, steht beim Osprey Exos und der Damenversion Eja ein möglichst geringes Gewicht im Vordergrund: Mit gut 1,1 Kilo handelt es sich um die leichtesten Tourenrucksäcke im Test. Ein weiteres Highlight schickt Fjällräven ins Rennen: den Abisko Friluft. Bei ihm kommt der legendäre G-1000-Stoff in einer dicken Heavy-Duty-Qualität zum Einsatz. Aus Recycle-Polyester und Biobaumwolle gefertigt, lässt sich das Material mit umweltfreundlichem Wachs imprägnieren und erhält einen einzigartigen Used-Look.

Ein Tourenrucksack mit 45 bis 50 l reicht für Hüttentouren

Auch die kleine Rucksackschmiede Bach bietet mit dem Packman eine spannende Neuheit, besitzt er doch einen Innensack aus wasserdichtem Material mit abgeklebten Nähten. Dieser schützt den Inhalt besser als jede Regenhülle, weil bei Letzterer mit der Zeit Nässe übers Tragesystem ins Innere tropft. Sie gehört meist zum Lieferumfang, fällt häufig jedoch knapp aus, wenn man den Rucksack bis zum Anschlag bepackt. Rühmliche Ausnahme: Lowe Alpine. Hier ist die Regenhaube üppig bemessen und lässt sich optimal fixieren.

Die Volumenangaben der Hersteller dienen aufgrund fehlender Normen nur zur groben Orientierung. Aus diesem Grund litert outdoor alle Testmodelle aus. Das Fassungsvermögen liegt zwischen 45 und 65 Liter. »Wie viel Stauraum der Rucksack bieten sollte, hängt vom Einsatzbereich ab«, sagt Boris Gnielka. Für Hüttentreks reichen 45 bis 50 Liter in der Regel völlig aus, während man für Zelttouren mehr Platz braucht – was bei den meisten Kandidaten aber kein Problem darstellt, weil sich leichte Sachen wie Isomatte oder Regenbekleidung in Stretchfächern außen am Rucksack verstauen lassen oder man das Zelt unter den höhenverstellbaren Deckel klemmen kann. Am besten probiert man vor dem Kauf, ob man alles unterbringt, was man später auf Tour mitnehmen möchte.

Tourenrucksack mit Netz- oder Kontaktrücken?

»Acht Tragesysteme bestehen aus dem bei Wanderern so beliebten luftigen Abstandsnetz, der Rest des Feldes besitzt näher am Körper liegende Kontaktrücken mit Ventilationskanälen«, so Gnielka. Doch welches ist das bessere Konzept? Das klärt der Praxistest im Schwäbisch-Fränkischen Wald. Dabei zeigt sich, beide Tragesysteme haben ihre Stärken: Während die Netzrücken-Modelle mit der besseren Ventilation punkten, haben die Körperkontaktrücken in Sachen Lastübertragung die Nase vorn. Dass die Grenzen immer mehr verschwimmen, beweisen die beiden erstplatzierten im Kriterium Trageverhalten, der Fjällräven Abisko (Netzrücken) und der Bach Packman (Körperkontakt).

Der Fjällräven ist nicht nur schön luftig, sondern schmiegt sich angenehm an den Körper. Das sorgt für eine gleichmäßige Lastverteilung und einen sicheren Sitz. Dadurch lassen sich bis zu 15 Kilo sehr komfortabel transportieren – was in der Regel für eine Hüttenwanderung oder eine Wochenendtour mit Zelt ausreicht. Der Bach Packman wiederum liegt eher fest, aber bequem am Körper an, bietet eine gute Belüftung sowie die mit Abstand beste Lastübertragung im Feld: Er fühlt sich mit 20 Kilo Beladung leichter an als manch anderer Konkurrent mit der Hälfte. Dies liegt auch am sehr flexibel angebrachten Hüftgurt, der maximale Bewegungsfreiheit lässt. Auf Platz zwei folgen – mit sehr guten Noten – die Netzrücken-Rucksäcke von Deuter und Osprey sowie die mit einem Körperkontaktsystem ausgestatteten Modelle von Gregory und Tatonka. Der Rest des Feldes schlägt sich ordentlich.

Rückenlänge ist entscheidend für den optimalen Sitz

»Ganz entscheidend für eine gute Trage-Performance ist die Passform «, erklärt Boris Gnielka. Deshalb besitzen die Damenvarianten in der Regel kürzere Rücken sowie schmälere und stärker vorgeformte Schulter- und Hüftgurte – sie empfehlen sich nicht nur für Frauen, sondern auch für zierliche Männer oder Jugendliche. Osprey und Gregory bieten ihre Damen- und Herrenversionen zudem in unterschiedlichen Größen an. Hier lohnt es sich durchaus, unterschiedliche Längen zu probieren: »Der Osprey in M ist mir zu steif, in L sitzt er dagegen klasse und engt nicht ein«, notiert ein Tester.

Welche Ausstattung ein Rucksack braucht, ist Geschmackssache. »Während manche Tester nicht genug Taschen und Fächer haben können, mögen andere schlichte Modelle wie den edlen Bach«, sagt Boris Gnielka. Dank Rollverschluss lässt er sich hervorragend komprimieren und eignet sich auch als Daypack. Bei Lowe Alpine und Deuter schrumpft das Volumen über einen zweiten Schnürzug rund zwei Handbreit unter dem oberen Packsackrand um 10 bis 15 Liter.

Alles in allem zeigt der Test 2018, dass ein neuer Rucksack lohnt. So kennt outdoor kein besseres Netzrückenmodell als den Fjällräven Abisko Friluft. Auch der regenfeste Bach Packman begeistert mit top Trageverhalten. Er wiegt zwar recht viel, hält dafür aber ewig und ist vielseitig. Und für Grammzähler empfehlen sich die Kandidaten von Osprey (Netzrücken) und Gregory (Körperkontaktsystem).

Tourenrucksäcke 2018 - hier die besten Prese finden

So testet outdoor Tourenrucksäcke

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Boris Gnielka
Erst mit angepassten Alustreben trägt sich ein Rucksack optimal.

Volumenkontrolle: Zum Teil benutzen die Hersteller unterschiedliche, nicht vergleichbare Messverfahren zur Bestimmung des Rucksackvolumens. Aus diesem Grund misst outdoor das Fassungsvermögen jedes Testmodells mit Hilfe von Volumensäcken. Nicht berücksichtigt werden Hüftgurttäschchen, die für Trinkflaschen oder Stöcke gedachten Seitenfächer und nicht komplett verschließbare Fronttaschen. Diese bestehen häufig aus Stretchmaterial und schlucken dann weitere fünf Liter.

Wiegeprobe: Alle Testrucksäcke werden ohne Regenhülle gewogen. Weil größere Modelle in der Regel schwerer sind als kleine, bewertet outdoor das Gewicht grundsätzlich in Abhängigkeit vom Volumen. Lässt sich ein Tourenrucksack abspecken, indem die Rückenplatte, der Hüftgurt und das Deckelfach zu Hause bleiben, fließt das ebenfalls mit ein.

Trageprüfung: Das Trageverhalten, mit Abstand das wichtigste Testkriterium, ermittelt die outdoor-Testcrew bei Tageswanderungen und einem Wochenendtrek im Pfälzer Wald. Jeder Rucksack wird mit dem gleichen Gewicht beladen: Schwere Gegenstände wie die volle Trinkblase und die Vesperbox kommen direkt an den Rücken, leichtere Sachen (Wärme- und Regenjacke) davor – das stabilisiert die Beladung. Außerdem werden die Tragesysteme genau für die Träger eingestellt. So lässt sich über höhenverstellbare Schulterträger nicht nur die Rückenlänge variieren, sondern auch der Verlauf der Träger an Nacken und Brust anpassen.

Falls möglich beinhaltet das auch das Biegen der Alustreben im Rücken – richtig angepasst, trägt sich ein Rucksack nicht nur bequemer, sondern rutscht weniger und bietet eine bessere Lastübertragung. Denn je gleichmäßiger das Gewicht auf den Beckenkamm, den Rücken und – zu einem kleinen Teil – auf die Schultern verteilt wird, desto angenehmer. Der Wert, den outdoor als ideale Beladung angibt, zeigt, bis zu welcher Beladung das einem Modell gelingt.

Minimalisten werden selbst auf Hüttentouren selten mehr als acht Kilo schultern, alle anderen sollten mit 12 bis 15 Kilo rechnen. Nimmt man auf einer Zelttour den halben Hausrat mit, kann das Rucksackgewicht noch ein paar Kilo zulegen. Je flexibler ein Tragesystem ausfällt, desto weniger engt es Bewegungen ein. Das spart Kraft – genauso wie ein stabiler Sitz am Rücken. Schaukelt der Rucksack spürbar, gibt das Abzug bei der Lastkontrolle.

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Boris Gnielka
Schritt für Schritt wird bei jedem Rucksack die Lastgrenze ermittelt.

Praxischeck: Die Ausstattung und Bedienung wird ebenfalls während der Testtour benotet. Wichtiger als die Anzahl der Features dabei ist deren Praxistauglichkeit.

Qualitätstest: Hier zählen die Material- und Verarbeitungsqualität. Beispiele: Grobe, vernickelte Zips sind haltbarer als solche mit lackierten Schiebern. Auch dicke, zähe Stoffe und eingefasste Nähte verlängern die Lebensdauer. Zudem geben umweltfreundliche Materialien Bonuspunkte.

Die getesteten Tourenrucksäcke 2018:

Die aktuelle Ausgabe
04 / 2023

Erscheinungsdatum 07.03.2023