Die Testergebnisse im Überblick:
Bis Anfang der siebziger Jahre trugen Outdoorer vor allem Baumwollkleidung. Dann brachte Fjällräven die Greenland Trousers auf den Markt – die Geburtsstunde der modernen Trekkinghose. Sie bestand aus einem Polyesterbaumwollstoff namens G-1000, der ursprünglich für Zelte entwickelt worden war. Er trocknete nicht nur schnell, sondern wurde durch die Behandlung mit umweltfreundlichem Wachs wasserabweisend und stichdicht.
Rund 20 Jahre lang dominierten solche Trekkinghosen aus Polycotton-Mischgeweben den Markt, bis in den Neunzigern die Erfolgsgeschichte der Stretchhosen begann. Diese boten durch hochelastische, wasser- und windabweisende Materialien eine bis dato einzigartige Performance. Heute haben beide Konzepte ihre Fans: »SkandinavienTrekker schwören noch immer auf Polycotton, gerne auch mit Stretcheinsätzen«, sagt Ausrüstungsredakteur Boris Gnielka. Gipfelstürmer bevorzugen dagegen Softshellhosen aus elastischen Stoffen, weil diese eine bessere Bewegungsfreiheit und noch schnellere Trockenzeit versprechen. Außerdem erlebt reine Baumwolle in den letzten Jahren eine Renaissance – und zwar als besonders dicht gewobenes, imprägniertes Gewebe, das Etaproof oder Ventile heißt.
Doch wie schlagen sich die unterschiedlichen Materialien im Vergleich? Das klärt der outdoor-Test von 15 Trekkinghosen für Damen und Herren von 110 bis 250 Euro. Fünf Hersteller schicken Softshellhosen ins Rennen, während Fjällräven und Lundhags Polycotton in Kombination mit Stretchstoffen verarbeiten. Die kleine deutsche Marke Gamsbokk wiederum fertigt die Bushcrafter Pants aus in der Schweiz produzierten Etaproof-Biobaumwolle.
»Auch in Sachen Ausstattung setzen die Hersteller unterschiedliche Schwerpunkte«, erklärt Boris Gnielka. Das Spektrum reicht von schlichten Styles über solche mit zig Taschen, Belüftungen und verstellbarem Saum bis hin zur Zip-Off-Hose von Fjällräven, deren Beine sich auch als Gamasche nutzen lassen. Was besser ist, entscheiden persönliche Vorlieben. outdoor-Grafiker Christoph Heilig und Testerin Maren Eitel mögen schlichte Trekkinghosen, Nordlandfan Felix Wiedmann schätzt dagegen üppigen Stauraum in Form von großen Beintaschen, weit zu öffnende Belüftungsreißverschlüsse und Haken für die Schuhschnürung. »Die Fixierung verhindert, dass der Saum hochrutscht und Schnee in den Schuh hineinfällt, wenn man beim Queren eines Schneefeldes einbricht«, lautet sein Argument.
Welche Trekkinghosen bieten den meisten Komfort?
Erfreulich positiv fällt das Ergebnis der wochenlangen Praxistests aus. Alle Hosen im Feld tragen sich angenehm und lassen selbst auf Kraxelpassagen Bewegungsfreiheit. Einen Komfortsieger gibt es dennoch: So geschmeidig wie die Maier Sports Norit ist keine andere Hose. Außerdem deckt sie durch die leicht angeraute Materialinnenseite ein größeres Temperaturspektrum ab als die ähnlich dünnen Hosen von Ortovox und Schöffel: Im Vergleich zu diesen isoliert der Maier-Sports-Stoff nicht nur etwas besser, sondern nimmt Schweiß auch schneller auf – klasse, wenn man an einem frischen Sommermorgen startet und später die Sonne vom Himmel brennt.
Auf Rang zwei folgt die Lundhags Authentic II. Sie fühlt sich durch den festeren Polyesterbaumwollstoff weniger anschmiegsam an als die leichteren Stretchmodelle, punktet aber mit bestem Hautgefühl und bietet bei der – für den hohen Norden typischen – kühleren Witterung ein top Klima. Des Weiteren klebt sie selbst bei lauem Wetter und kräftiger Anstrengung nicht am Körper. Die Fjällräven Keb Gaiter Trousers zählt trotz ihres recht steifen Auftritts ebenfalls zu den Favoriten, lässt sie sich dank abzipbarer, als Gamaschen einsetzbarer Beine doch im breitesten Temperaturbereich nutzen. »Als Shorts ist sie auch im Sommer top«, sagt Tester Felix Wiedmann.
Der Trekkinghosen-Wetterschutz-Check
Eine gute Trekkinghose sollte aber nicht nur Komfort bieten, sondern auch Wind und Niesel abhalten. »Je besser das gelingt, desto seltener muss man die raschelige, meist schwitzige Regenhose überwerfen«, erklärt Boris Gnielka. In diesem Punkt hängt ein Modell die Konkurrenz ab: In der Gamsbokk Bushcrafter Pants bleibt man selbst bei leichtem Regen mehr als eine Stunde trocken. Das schafft kein anderes Material im Feld.
Die Stretchhose von Direct Alpine belegt den zweiten Platz und überzeugt ebenfalls mit einem hervorragenden Wind- und Nässeschutz. Und sollte sie doch einmal durchnässen, trocknet ihr Material noch schneller als das der anderen Kandidaten. Der sehr gute dritte Platz geht an die Fjällräven Keb Gaiter Trousers, während der Rest des Feldes ordentlich abschneidet.
Und wie sieht es mit der Robustheit aus? Hier gibt sich kein Modell eine Blöße. Alle überstehen mehrere Trekkingtouren im Jahr ohne Blessuren. Wer sich allerdings wochenlang durch dichtes Gestrüpp kämpft, sollte zu den Kandidaten von Gamsbokk oder Haglöfs greifen: Diese besitzen die dicksten, langlebigsten Stoffe.
Unterm Strich bieten fast alle Hosen im Feld eine überzeugende Performance und schneiden mit einem sehr guten Testurteil ab. Vier Favoriten gibt es dennoch. Die Maier Sports punktet mit dem besten Tragekomfort und empfiehlt sich als geschmeidiger Allrounder für Wanderungen und Treks. Stehen auch Klettersteige oder Hochtouren auf dem Programm empfiehlt sich die besser schützende Direct Alpine Cruise, während die Trekkinghosen von Fjällräven und Lundhags ihre Stärken vor allem auf Zelttouren im hohen Norden ausspielen.
Tagesaktueller Preisvergleich der getesteten Trekkinghosen
So testet outdoor Trekkinghosen
Komfortprüfung: Über mehrere Wochen kamen alle Hosen bei Wanderungen, Zelttouren und im Alltag zum Einsatz – bei morgendlichem Frost, sonnigem Wetter und Niesel. Außerdem traf sich die outdoor-Crew für ein Wochenende und tourte durch den Pfälzer Wald, um die Ergebnisse abzugleichen. Dabei benoteten die zehn Tester und Testerinnen den Tragekomfort: Reiben oder drücken Nähte und Zipper, lässt die Hose Bewegungsfreiheit, und wie angenehm umschmiegt das Material den Körper. Die Beurteilung hängt auch stark von der Passform ab, deshalb wurden nur Modelle bewertet, die optimal sitzen. Dabei hilft, dass viele Hersteller ihre Damen- und Herrenmodelle in bis zu 57 Größen anbieten.
Klima-Check: Auch der Klimakomfort wurde in der Praxis überprüft. Je schneller man auf anstrengenden Aufstiegen überhitzt oder das Material auf der Haut klebt, desto mehr Abzug gibt es. Als sehr wirkungsvoll erwiesen sich Ventilationszips, über die kühlende Luft ins Innere strömt.
Wetterschutz-Test: Nach zwei Wäschen, die die Haltbarkeit der Imprägnierung prüft, zeigte sich bei der outdoor-Nieselberegnung, wie lange ein Modell Feuchtigkeit widersteht. Saugt sich die Außenseite schnell voll, wirkt sich das negativ auf den Nässeschutz aus. Tipp fürs Nachimprägnieren: Für Stretchstoffe nimmt man Spray, zum Beispiel umweltfreundliches TX Direct Spray von Nikwax, für Polycottongewebe Fjällräven Grönland Wachs. Außerdem beurteilte die Testcrew auf Tour die Isolation der Materialien. Beim Windschutz kommt es nicht nur darauf an, wie viel der Stoff abhält, sondern auch, ob es am Saum oder den Zippern zieht.
Haltbarkeitsstudie: Die Abriebsprüfung mit Sandpapier simuliert den Kontakt mit rauem Fels und spitzen Ästen oder Dornen. Je weniger das Material dabei ausfasert und je dicker es ausfällt, desto länger hält es. Die Verarbeitung wird ebenfalls bewertet.