Sämtliche Kandidaten in diesem Bergschuh-Test besaßen eine wasserdichte Membran – außerdem hatten alle eine grob profilierte Sohle, eine weit nach vorne reichende Schnürung und eine Steigeisenaufnahme an der Ferse. Schließlich handelt es sich um Bergschuhe, die sich für einfache Tageswanderungen in den Bergen genauso eignen sollen wie für Klettersteige und steinige Hüttentouren in bis zu 3500 Meter Höhe. Besonders steif und schwer müssen sie dafür nicht sein. So wiegen die leichtesten Bergschuhe im Test 2019 – La Sportiva Trango Tech und Scarpa Ribelle Lite – mit unter 1,3 Kilo Paargewicht weniger als viele Flachland-Wanderstiefel. Und selbst der Sumo-Ringer im Test – der Meindl Litepeak Pro – bleibt mit rund 1,5 Kilo im kommoden Bereich. Preislich bewegen sich die Prüflinge allerdings über Wanderschuh-Niveau: Zwischen 230 Euro und 300 Euro. Das liegt an den besonders leichten, aber reißfesten und damit teuren Oberstoffen – oft spezielle Synthetikmaterialen – und einem aufwendigen Unterbau. »Die Sohlen von Bergstiefeln müssen verwindungssteif und hart sein, um beim Traversieren von Schnee- und Steilhängen Halt zu finden. Andererseits müssen sie aber auch geschmeidig genug zum Wandern sein«, so Ausrüstungsredakteur Frank Wacker. Um diesen Gegensatz zu entschärfen, verpassen viele Hersteller ihren Bergschuhen eine nur im Vorfußbereich harte, steife und kaum gedämpfte Sohle, die sich nicht so schnell verbiegt, wenn man sie auf eine kleine Felskante oder den Stahlstift eines Klettersteiges stellt. Der Mittelfuß- und Fersenbereich fällt hingegen weicher aus. Genauso der Schaft, der zudem niedriger ist als bei klassischen Wanderstiefeln.
Testschuhe | Testurteil | Gewicht pro Paar | Preis | Hier kannst Du den Stiefel kaufen | |
Asolo Freney Mid GV | Überragend | 1380 g | 270 Euro | ||
Garmont Ascent GTX | Sehr gut (Kauftipp) | 1340 g | 230 Euro | ||
Hanwag Makra Combi GTX | Sehr gut | 1330 g | 260 Euro | ||
La Sportiva Trango Tech GTX | Überragend (Testsieger) | 1240 g | 259 Euro | ||
Lowa Cadin GTX Mid | Gut | 1425 g | 260 Euro | ||
Meindl Litepeak Pro GTX | Gut | 1540 g | 250 Euro | ||
Salewa Crow GTX | Sehr gut | 1360 g | 230 Euro | ||
Scarpa Ribelle Lite OD | Gut | 1270 g | 300 Euro |
So trugen sich die Bergschuhe in der Praxis
Die fünf outdoor-Tester trugen auf ihren Bergtouren durch Wiesen- und Geröllhänge, auf Klettersteigen und schmalen Pfaden am liebsten die beiden Softies im Test 2019: den Asolo Freney Mid und vor allem den La Sportiva Trango Tech GTX. »Trägt sich viel bequemer als mein Wanderstiefel«, schreibt etwa Tester Johannes Butscher in den Bewertungsbogen für den La Sportiva Trango Tech GTX.
Nicht viel schlechter schneiden der Hanwag Makra Combi GTX und der Garmont Ascent GTX ab. Ihre Schäfte sind fast ebenso soft, nur die Sohlen fallen steifer aus. »Auf Forstpisten zu hart, sonst super!«, hat Testerin Sina Choma dazu notiert. Einen anderen Weg schlagen Lowa, Meindl und Salewa ein: Diese neuen Bergschuhe überzeugen mit ihrem für Bergschuhverhältnisse etwas höheren, festeren Schaft vor allem jene, die auf Tour schwere Rucksäcke tragen oder zum Umknicken neigen. Statt Bewegungsfreiheit spenden sie Seitenhalt. »Eine gute Wahl für Alpentrekker mit schwerem Rucksack«, sagt Ausrüstungsredakteur Frank Wacker.
Eine Sonderstellung im Testfeld 2019 nimmt der Scarpa Ribelle Lite ein: Seine Sohle ist extrem steif. Auf einfachen Wegen, etwa Forstpisten, rollt er sehr holperig ab. Doch je steiniger und steiler der Weg wird, desto besser wird der knallbunte Italiener. Auf Kraxelpassagen stellt der Scarpa Ribelle Lite alle seine Mitstreiter in den Schatten: Fest und sicher findet man damit selbst auf nur daumennagelgroßen Felsabsätzen Halt, so kantenfest und verwindungssteif sind seine Sohlen. »Für Klettersteigfans erste Wahl«, fasst Tester Johannes Butscher die Meinungen des Teams zusammen. Dass sich hoher Gehkomfort auf einfachen Wegen und starke Kletterperformance nicht ausschließen müssen, zeigen Asolo Freney Mid GV und La Sportiva Trango Tech GTX. Beide sind fast so kantenstabil wie der Scarpa,rollen aber (noch) besser ab und bieten mehr Rückmeldung: »Beim Asolo spürt man genau, was unter der Sohle los ist«, notiert Jürgen Kaminski nach einer Kraxelpassage in seinen Bewertungsbogen. Kaum zurück von der Testtour, geht es wieder in den Keller – wo eine Überraschung wartet: Der Gehsimulator meldet bei drei von vier geprüften Scarpa-Schuhen Wassereinbruch. Höchstwahrscheinlich aufgrund von Saugeffekten, denn zwei der drei betroffenen Schuhe waren innen nur feucht. Lediglich ein Bergschuh war im Test 2019 so nass, dass man ihn ausschütten konnte. Die restlichen sieben Probanden zeigten hier keine Schwächen.

Testfazit Bergschuhe 2019:
Unterm Strich zeigt der Test, dass jeder der acht Bergschuhe im Gebirge viel Spaß machen kann – wenn es zum Charakter der Tour passt: Für Bergwandertouren mit (schwerem) Rucksack eignen sich die schaftstabilen Bergschuhe von Lowa und Meindl am besten. Sie sind fast schon mehr Trekkingschuhe als Bergstiefel und damit auch eine gute Wahl für Wildnistouren, etwa in Lappland.
Anders die Wanderschuhe von Asolo, Garmont, Hanwag und Salewa. Sie gehen als waschechte Bergschuhe aus dem Test hervor und empfehlen sich für alle, die neben Hüttenwanderungen auch leichte 4000er, Gletschertouren oder lange Klettersteige vorhaben.
Noch einen großen Schritt weiter in Richtung Kraxelschuh geht der Scarpa Ribelle Lite OD: Der teuerste Schuh im Vergleich ist ein absoluter Spezialist, der erst dann aufblüht, wenn es richtig steil und schwierig wird. Versierte Alpinisten meistern damit Kletterstellen bis zum 5. Grad, Steileispassagen sind kein Problem.
Zahmer als der Rest und dazu komfortabler zeigt sich der Testsieger von La Sportiva. Der Trango Tech vereint wie kein zweiter Gehkomfort, geringes Gewicht und eine dennoch klettertaugliche Sohle. Öde Forstpisten, knifflige Alpenpfade und Geröllfelder meistert er gleichermaßen souverän. Genauso Klettersteige aller Art. Das liegt nicht nur am geringen Gewicht, sondern auch an den präzisen wie flexiblen, aber kantenstabilen Sohlen, die zudem stark genug dämpfen – ein top Berg-Allrounder für so gut wie alles, was man unterhalb von 3500 Metern Höhe so anstellen kann. Die Testberichte der getesteten Bergschuhe lest ihr unten – oder im hier auf einen Blick im PDF:
Mehr Bergschuhe im Test:
kurz & knapp – Das war der Bergstiefeltest 2018:
- Auch diese Bergstiefel eignen sich für ambitionierte Touren in alpinem Terrain.
- Das Preisniveau der getesteten Bergschuhe liegt durchschnittlich bei 280 Euro.
- Herausragend zeigen sich in diesem Vergleichstest der Asolo Elbrus GV und der Lowa Alpine Pro GTX.
- Online-Preisvergleich und ausführliche Testergebnisse findet ihr weiter unten im Artikel
Getesteter Schuh | Preis (UVP) | Testurteil | Hier kannst Du den Schuh kaufen |
Asolo Elbrus GV | 270 Euro | Überragend (Testsieger)
| |
Lowa Alpine Pro GTX | 390 Euro | Überragend (Testsieger) | |
Hanwag Makra Combi GTX | 260 Euro | Sehr gut | |
La Sportiva Trango Alp EVO GTX
| 309 Euro | Sehr gut
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Meindl Air Revolution 4.1
| 260 Euro | Sehr gut
| |
Salewa Crow GTX | 230 Euro | Sehr gut (Kauftipp)
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Dachstein Grimming GTX | 270 Euro | Gut | |
Scarpa Marmolada Trek | 240 Euro
| Gut |
Auch die Bergschuhe des Jahrgans 2018 überzeugten auf Hüttenwegen und ordentlichen Alpenpfaden – vor allem die nicht ganz so sohlensteifen Bergschuhe von Dachstein, Hanwag, Salewa und Scarpa. In schwierigerem Gelände haben hingegen die Bergstiefel von Asolo und Lowa die Nase vorn. Das Duo punktet mit schlüssigem, festem Sitz, straffer – nicht harter! – Dämpfung und definiertem Abrollverhalten. »Je steiniger, steiler und heftiger das Terrain, desto bequemer trugen sich Asolo und Lowa«, bringt es Tester Jürgen Kaminski auf den Punkt.

Selbst Gletscherpassagen und abschüssige, hartgefrorene Altschneefelder ließen sich mit dem Asolo-Lowa-Duo bequem und sicher meistern – natürlich mit Hilfe von Steigeisen, die sich mit einem Hebelklick an fast allen Testschuhen anbringen lassen. Eine Kunststoffkerbe an der Ferse sorgt für leichte Montage und festen Sitz. Nur beim weichen Scarpa Marmolada Trek sucht man sie vergeblich.
Doch nicht nur im steilen Eis, auch auf Klettersteigen oder Kraxelpassagen fühlten sich die Tester mit den Schwergewichten von Asolo und Lowa sowie mit dem ebenfalls steifen La Sportiva am wohlsten. »Allerdings wirkt der La Sportiva ein wenig grob«, so Testerin Sina Choma: »Man weiß nie so recht, worauf man steht.« Im Gegensatz zu den sehr präzisen Kandidaten von Asolo, Lowa, Hanwag und Salewa, die viel Rückmeldung geben, was vor allem beim Bergsteigen und Klettersteiggehen die Trittsicherheit signifikant erhöht.
Testfazit: Schuhe sind alle gut – Auswahl je nach Einsatz

Unterm Strich lieferten alle Testkandidaten eine gute Leistung ab. Für welches Paar man sich letztendlich entscheidet, hängt davon ab, welches Modell am besten zu den eignen Füßen, aber auch zum Tourenanspruch passt: Tourt man auf markierten Wegen von Hütte zu Hütte, sind die etwas weniger steifen Modelle von Dachstein, Hanwag und Scarpa eine gute Wahl, zumal man sich damit selbst während längerer Zustiege auf Talwegen keine Blasen läuft. Bei Kraxelpassagen oder Alpenquerungen mit Trekkinggepäck können sie aber schon mal an ihr Limit kommen, im Hochgebirge sowieso.
Trekkingfans, die gerne Höhenluft schnuppern und knifflige Wege mögen – ob in Norwegen oder in den Alpen –, finden im Meindl Air Revolution 4.1 ihr Traummodell. Es bietet reichlich Halt und meistert sowohl einfache Hüttenwege als auch steiniges Bergterrain sehr souverän.
Erfahrene Bergliebhaber, die lieber flott und unbeschwert als kräftig beladen durch die Berge spurten und neben einfachen Wegen auch steile Grate, kühne Gipfel oder schwierige Klettersteige anpeilen, werden mit dem leichten, geschmeidigen und präzisen Salewa Crow GTX ihren Traumpartner finden. Fein: Er kostet am wenigsten von allen Testmodellen: nur 230 Euro.
Möchte man sich hingegen keine Grenzen setzen, sondern alle alpinen Möglichkeiten offenhalten und neben einfachen auch schwierige Ziele bis hin zu 4000-Meter-Bergen in Angriff nehmen, empfehlen sich La Sportiva Trango Alp Evo und – vor allem – Asolo Elbrus GV und Lowa Alpine Pro. Die beiden letztgenannten überzeugen in allen Belangen. Sie tragen sich abseits von Talwegen, Asphalt- und Forstpisten sehr bequem, meistern knifflige Felspassagen sowie anspruchsvolle Sportklettersteige mit Leichtigkeit, bieten viel Halt und machen jeden Spaß mit – vorausgesetzt, er findet oberhalb von 2000 Metern statt.