Die Topseller im Schuhregal versprechen unbeschwerten Wandergenuss auf allen Wegen. Welche Modelle ihr Versprechen einlösen, klärt der outdoor-Test 2010.
Die Topseller im Schuhregal versprechen unbeschwerten Wandergenuss auf allen Wegen. Welche Modelle ihr Versprechen einlösen, klärt der outdoor-Test 2010.
Früher war zwar nicht alles besser, aber vieles einfacher. So hatte man die bequeme Wahl zwischen drei TV-Sendern, bei der Urlaubsplanung zwischen Adria, Alpen und Amrum. Auch die Outdoor-Welt war übersichtlicher. Wer nicht wanderte, fuhr Rad – oder war kein Outdoorer. Heute gehen Outdoorer zum Hiken, Nordic Walken, Trekking, Trailrunning, Geocaching, Kraxeln und mehr. Das spiegelt sich vor allem beim Schuhwerk wider: Gab es früher zwei Arten – Wanderstiefel und Turnschuhe –, drängeln sich heute verschiedenste Spezialtypen im Regal, vom Approachschuh für die Kraxeltour über Walking- bis hin zu Trailrunningschuhen und mehr.
Multifunktionsschuhe – das sagt schon ihr Name – sind keine Spezialisten. Sie sollen einen breiten Einsatzbereich abdecken, von der Wanderung bis zur leichten Bergtour und zum sportlichen Trail, auch ein kleiner Sprint sollte mit ihnen kein Problem sein. Doch leisten sie das? outdoor hat es an zehn aktuellen Multifunktionsschuhen zwischen 90 und 140 Euro getestet: beim Wandern mit und ohne Rucksack, auf Teer- und Waldwegen, Geröll und Fels, beim Kraxeln und Querfeldeinjoggen. Auch das Wetter spielte mit, zeigte sich mal nass, mal trocken, mal sonnig-heiß mal frostig-kalt – ideal, um Wetterschutz und Klimakomfort der Modelle zu durchleuchten. Außerdem wurden alle Schuhe von innen gescannt und auf ihre Passform untersucht (s. Kasten unten). So konnten subjektive Eindrücke perfekt mit objektiven Messdaten verglichen und verifiziert werden.
Um im Test und Alltag zu bestehen, muss ein Multifunktionsschuh vor allem eines bieten: Tragekomfort. Er muss sich bequem um den Fuß schmiegen, beim Aufsetzen dämpfen, ohne schwammig zu werden, und flüssig abrollen. Dabei darf die Sohle weder zu weich sein noch brettsteif die natürliche Bewegung hemmen – beides führt zu vorzeitiger Ermüdung. Außerdem muss die Sohle verhindern, dass Steine oder die Sprossen eines Klettersteigs in die Fußsohlen drücken oder dass die Bodenhaftung im Matsch oder auf nassem Fels verloren geht. Der Schuhschaft hat‘s nicht leichter: Er muss Seitenhalt bieten und vorm Umknicken schützen, darf aber nirgends drücken. Bei Regen muss er die Füße trocken halten und ihnen bei sengender Hitze ausreichend Kühlung verschaffen.
Fünf Modelle bestehen den Test mit Bravour: Aku Arriba, Hanwag Drifter, Mammut Claw, Meindl Stride und Scarpa Mystic. Sie brillieren auf Tageswanderungen und sportlichen Runden und werden ihrem multifunktionalen Anspruch gerecht. Abstecher in wegloses Gelände wie beim Geocaching, der digitalen Schatzsuche, bereiten ihnen ebenso wenig Probleme wie kurze Exkursionen in die Berge oder ausgedehnte Radtouren. Theoretisch sind auch sportliche Berg- und Querfeldeinläufe mit ihnen möglich. Durch die straffe Dämpfung und das im Vergleich zu speziellen Trailrunningschuhen höhere Gewicht empfiehlt sich das allerdings nur für kurze Strecken. Fürs Trailrunning deutlich besser geeignet zeigt sich der Salomon XA Pro 3D. Er wiegt mit 770 Gramm pro Paar extrem wenig, dämpft im Gelände ausreichend stark und gibt genug Halt, um auch über Stein-, Wald- und Wurzelwege zu sprinten. Für Wanderungen aller Art eignet er sich auch, allerdings nur mit leichtem Gepäck. Für Touren mit schwerem Rucksack fehlt es seiner Sohle an Festigkeit und Schutz vor durchdrückenden Steinen. Normalerweise ist das auch die Domäne von festen Wanderstiefeln mit hohem Schaft. Doch manche Outdoorer kommen mit ihnen nicht klar – vor allem nicht mit ihrem hohen Gewicht. Sie sollten unbedingt den Viking Bela GTX anprobieren! Mit diesem robsuten Multifunktionsschuh ist vieles drin, was sonst nur mit hohen Stiefeln geht. Er verwöhnt mit starker, aber nicht schwammiger Dämpfung und sauberem Abrollen genauso wie mit bissiger, verwindungssteifer Sohle und einer in dieser Klasse vorbildlichen Stützwirkung. Versierte können ihn selbst auf Klettersteigtouren einsetzen!
Fazit: Multifunktionsschuhe funktionieren
Die Rechnung geht auf: Viele Multifunktionsschuhe – im Test sieben – überzeugen mit top Allrounderqualitäten. Vor allem wenn‘s ums Wandern in all seinen Varianten geht, sind sie erste Wahl. Aber auch Rad- oder Kraxeltouren machen sie mit, bieten viel Halt im abwegigen Gelände – zum Beispiel beim Geocaching – und dienen Erfahrenen auch mal als Trailrunning- oder Klettersteigschuh. Einen speziellen Schuh fürs Laufen oder für Klettersteige kann man sich immer noch dann kaufen, wenn das zur Passion wird.
Wie kommen Sie darauf, Schuhe zu vermessen?
corpus.e stellt 3D-Scanner her, mit denen Kunden ein passendes Produkt vorgeschlagen oder ein Maßprodukt hergestellt werden kann. Damit wir etwa passende Schuhe für einen Kunden aussuchen können, benötigen wir neben dem 3D-Fußscan zusätzliche Passformdaten der Schuhe. Deshalb haben wir einen Scanner entwickelt, mit dem wir Schuhe von innen vermessen können.
Woraus schöpft Corpus.e seine Kompetenz?
Seit Jahren beschäftigen wir uns mit der Vermessung von Schuhen aller Art, darunter auch Skistiefel. Daneben sind wir vor allem im Bereich medizinischer Hilfsmittel tätig. Unser Partner Bauerfeind etwa bietet Lösungen für unterschiedliche Kunden an: vom Olympioniken in Vancouver bis zum Kunden im Orthopädiegeschäft.
Wie funktioniert das Scannen?
Mit Hilfe eines optischen Systems, das im Schuh positioniert wird. Dieser Messkopf digitalisiert die gesamte Oberfläche des Schuhinneren.
Was geschieht mit den Daten?
Die Daten werden dazu verwendet, dem Kunden objektive Passforminformationen zu bieten. Auf unserem 3D- Fußscanner vermessen wir die Kundenfüße geometrisch, danach gleichen wir die Daten mit den Schuh scans ab. Somit können wir dem Kunden die optimal passenden Schuhe für jeden Bereich vorschlagen.
Kunden finden also schneller zum passenden Schuh?
Der Kunde hat den großen Vorteil, dass er zusammen mit dem Berater entscheiden kann, welcher Schuh für ihn die optimale Passform und Performance bietet. Dabei sieht man genau, wie der Fuß im Schuh sitzt und wo es evtl. Probleme geben wird, bevor sie dann tatsächlich auftreten.
a) Ich möchte ihn zum Wandern tragen und in der Freizeit.5
b) Sportliche, schnelle Touren und Läufe absolvieren.1
c) Vor allem anspruchsvolle Touren gehen – auch in den Bergen!15
a) ... muss sich für einen breiten Einsatzbereich eignen.5
b) ... ist unverwüstlich und macht so ziemlich alles mit!10
c) ... ist anschmiegsam und besticht durch hohen Komfort!1
a) Einen niedrigen; auf meines achte ich schließlich auch nicht. 10
b) Solange der Schuh kein Klotz am Bein ist, ist‘s mir egal.5
c) Einen hohen, schließlich zähle ich auch sonst jedes Gramm.0
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