Wenn er loszieht, dann tage- und nächtelang. Nonstop-Wanderer Thorsten Hoyer über Motive, Müdigkeit und Schuhe.
Wenn er loszieht, dann tage- und nächtelang. Nonstop-Wanderer Thorsten Hoyer über Motive, Müdigkeit und Schuhe.
Zu seinen größten Erfolgen zählen die Kjölur-Tour in Island (215 km, 54,5 Stunden), der Rheinsteig (209 km, 52 Stunden) und die Überquerung der Alpen von Oberstdorf nach Vernagt bei Meran (130 km, 49,5 Stunden). Der gelernte Koch und staatlich geprüfte Betriebswirt/Tourismus arbeitet heute als Autor, Tourismus Berater und Veranstalter großer Dia-Shows. Außerdem ist er Mitglied im Hanwag Pro Team . Mehr über Thorsten Hoyer gibt es im Internet unter: www.thorsten-hoyer.de
Vor neun Jahren habe ich meine erste 24-Stunden-Wanderung unternommen, vor allem aus Neugierde. Mit den gesammelten Erfahrungen ging ich dann immer einen Schritt weiter, es hat sich irgendwie aufgeschaukelt.
Auf jeden Fall! Reizvolle Landschaften bewegen mich – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Auf einem Laufband würde ich vermutlich keine fünf Kilometer durchhalten.
Nein, nicht mit Musik. Ich setze mir Zwischenziele, die ich dann abhake. Als Motivator genügt mir aber auch, das eigentliche Ziel im Blick zu behalten. Da wartet dann ein Weißbier!
Das Durchwandern einer kompletten zweiten Nacht ist immer eine echte Herausforderung. Da stehen sich Konzentration und Müdigkeit demonstrativ gegenüber.
Mittelchen nehme ich keine. Ich glaube, dass die Uhr im Kopf die wirkliche Müdigkeit so lange zurückhält, bis ich angekommen bin.
Sehr wenig, da ich kaum Hunger habe. Am liebsten Nusskerne, die sind nahrhaft und schmecken mir – im Gegensatz zu Energieriegeln.
Zusätzliche Fettpolster lege ich mir vor einer Tour nicht an. Trotzdem schwinden unterwegs immer ein paar Kilo. In den 54 Stunden meiner Islanddurchquerung etwa waren es rund fünf. Die sind jedoch recht schnell wieder drauf ...
Auf einer durchschnittlichen 50-Stunden-Tour brauche ich zwischen sechs und zehn Liter Wasser. Weil ich Trinkblasen nicht mag, nehme ich Flaschen mit, die ich unterwegs immer wieder auffülle.
Nur das Nötigste, damit der Rucksack schön leicht bleibt. Er wiegt je nach Tour zwischen drei und zwölf Kilogramm. Immer dabei sind ein Erste-Hilfe-Set, Taschenmesser, Karte und GPS-Gerät, Stirnlampe, Ersatzbatterien, Kamera und Lippenbalsam. Manchmal ist auch ein zusätzlicher Kälteschutz sowie ein Biwaksack dabei.
Noch nie. Mit Ausrüstung habe ich bislang wirklich nur gute Erfahrungen gemacht – obwohl sie schon ziemlich strapaziert wird. Meine älteste atmungsaktive Jacke wird in diesem Jahr 20 Jahre alt und ist noch immer vollkommen in Ordnung.
Qualität und Komfort sind für mich entscheidend. Die Schuhe müssen perfekt passen, nicht nur in der Länge, sondern auch in der Breite. Eine starke Dämpfung und bestes Abrollverhalten sind ebenfalls wichtig. Ich weiß gar nicht, wie viele Schuhe und Marken ich schon an den Füßen hatte ...
Mit Blasen habe ich inzwischen keine Probleme mehr – das war allerdings nicht immer so. Früher habe ich sie mit einer Nadel aufgestochen und ein Blasenpflaster draufgeklebt. Das ist aber nicht als Empfehlung zu verstehen!
Scheuerstellen entstehen zumeist, wenn Unterwäsche nicht hautnah aufliegt und Falten wirft. Das behindert auch den Feuchtigkeitstransport.
Nachdem ich jahrelang auf Kunstfasern gesetzt habe, trage ich sie heute nur noch den Sommer über, da sind sie unschlagbar. Im Winter bevorzuge ich hingegen Wolle.
Im Mai werde ich den 289 Kilometer langen Kammweg im Erzgebirge und Vogtland angehen. Mal schauen, wie weit ich komme ... Im Juni begleite ich die "24 Stunden von Bayern", worauf ich mich schon freue. Dann werde ich mich auf den Weg machen, ein recht unbekanntes Gebiet zu erkunden: die Albanischen Alpen.