Vom dritten bis zum elften Grad: Hier präsentieren wir die 100 besten Routen im Frankenjura.
Vom dritten bis zum elften Grad: Hier präsentieren wir die 100 besten Routen im Frankenjura.
Über 11.000 Routen gibt es im nördlichen Frankenjura. Wir haben für euch 100 davon vom dritten bis zum elften Grad ausgesucht, die eines eint: das Prädikat "absolut empfehlenswert!"
So legendär schön das Klettern im Frankenjura ist, so lecker die Würste, das Kellerbier und die Fingerlöcher auch munden, einen großen Nachteil hat Deutschlands beliebtestes Klettergebiet doch. Spätestens, wenn man am Abend in der Guten Einkehr in Morschreuth, beim Kroder in Schlaifhausen oder vor dem Gasthaus Held-Bräu in Oberailsfeld sitzt, stellt sich die Frage: Wo sollen wir morgen hin? Weit über 700 Felsen, rund 11.500 Routen – in kaum einem Klettergebiet ist die Qual der Wahl so groß wie im Nördlichen Frankenjura.
Seit Oskar Bühler 1960 den ersten rostfreien Bohrhaken in einen Fels des Nördlichen Frankenjura zementierte, Kurt Albert 1975 den roten Punkt als Kennzeichnung frei gekletterter Routen erfand und Wolfgang Güllich 1991 die weltweit erste mit glatt 11 bewertete Route erstbegehen konnte, ging die Erschließung der fränkischen Felsen munter weiter.
Einer geologischen Besonderheit – der Fels besteht aus Dolomit und nicht aus reinem Kalk – verdanken wir die vielfältigen Feinstrukturen: Löcher, Leisten und Dellen, die das Klettern, ausreichend Power und Kletterkönnen vorausgesetzt, fast überall erlauben. Und dafür gesorgt haben, dass der Frankenjura in Sachen Sportklettern die klare Nummer Eins unter den Klettergebieten Deutschlands wurde.
Doch zurück zum Abend im gemütlichen Gasthaus: Um euch die Auswahl und die Vorfreude auf die Kletterziele des kommenden Tags zu erleichtern, haben wir 100 der besten Frankenrouten zusammengestellt. Diese umfassen das ganze Spektrum der Schwierigkeiten, von absolut einsteigertauglichen Dreiern bis zu den HighEnd-Kreationen der fränkischen Topleute wie Markus Bock und Alexander Megos.
Unterstützt haben uns dabei die Kletterführerautoren Bernhard Thum und Sebastian Schwertner. Auch wenn sie auf dem Führermarkt Konkurrenten sind: Zu dieser Bestenliste haben beide gemeinsam beigetragen. Ihre ganz persönlichen Empfehlungen listen wir zuerst.
Dass es bei 11.500 Routen noch viel mehr erstklassige Kletterwege gibt, versteht sich von selbst. Auf jeden Fall aber macht ihr mit unserer Fränkischen Hitparade nichts falsch, denn jede Route ist ein Genuss in ihrem Grad. Und für eifrige Sammler und Routenticker gibt es die Liste auch unter klettern.de/fj100 zum Download und abhaken. Dabei wünschen wir euch viel Spaß.
"Roter Fels Luftikus (8): Der Luftikus begradigt den klassischen Hannig-Mayer-Ged.-Weg (8-) gerade weiter über einen ausgesetzten Überhang mit herrlicher Lochkletterei. Im oberen Teil durchaus größere Hakenabstände (nomen est omen), aber ungefährlich (es sei denn, man macht es wie Kurt Albert früher free solo).
Bandstein Jonathan (8+): Von den vielen Routen von Martin Grulich ist dies eine der schönsten. Auf eine abwechslungsreiche Wandkletterei folgt als Finale ein überhängender Ausstieg, der noch mal pumpt bis zum Umlenker. Toller Fels, gute Linie und Absicherung und im oberen Teil ein schöner Blick ins obere Wiesenttal.
Emporwand Land of Confusion (10/10+): Meine schwerste Erstbegehung ist eine beeindruckende Linie über einen kompakten, gut 20 Meter hohen, leicht überhängenden Pfeiler, technisch fordernd und abwechslungsreich. Hier können neben den Unterarmen auch die Waden dick werden. Nach der dürftigen Schüttelstelle in der Mitte wird es richtig abdrängend und kleingriffig. Die Crux hat sich durch Griffausbruch verschärft und auch die letzten Meter zum Umlenker gestalten sich durchaus wackelig."
"Rodenstein Sekundant (7-): War mein erster Siebener 1984. Noch als Schüler war ich von Heidelberg aus in den Herbstferien zum ersten Mal in der Fränkischen klettern. Und schon damals die Erkenntnis: Hier möchte ich noch viele Routen mehr klettern. Heute natürlich viel abgespeckter, aber immer noch traumhafter, löchriger Fels mit der grandiosen Aussicht über die Fränkische, das Regnitztal und den Steigerwald.
Streitberger Schild Schildkröte (8+): Die Linie an der Wand über den Dächern von Streitberg. Für mich eine der besten Routen von Wolfgang Güllich. Gute und fordernde Kletterei von unten bis oben über 35 Meter. Am besten an einem sonnigen Wintertag.
Geheimbund Mikrokosmos (10): Vielleicht meine beste Erstbegehung in der Fränkischen. Lange war ich mir nicht sicher, ob die Wand überhaupt für mich kletterbar ist. Nach dem Einbohren feststellen müssen, die Hakenpositionen passen nicht, nochmal umgebohrt und dann gingen von 20 Zügen 13 nicht. Am Ende habe ich 23 Tage über fünf Jahre verteilt in der Route verbracht und jeder hat sich gelohnt. Nie werde ich die Freude vergessen, als ich die Umlenkung geklippt habe. Bisher sind mir nur drei Wiederholungen bekannt (durch Guido Köstermeyer, Markus Bock und Alex Megos), also nichts wie ran!"
Nicht nur für Einsteiger purer Genuss
Auch wenn der Frankenjura seinen Ruf eher den extremen Routen verdankt: Einsteiger und Genusskletterer kommen hier ebenfalls voll auf ihre Kosten. Der fränkische Dolomit verwöhnt im leichten Gelände mit verschwenderischer Griffigkeit. Einen Dreier wie die Talseiteam Hartelstein muss man in anderen Kletterregionen erst einmal finden: bester Fels, viele Sanduhren zur Absicherung, lang und das Ganze noch direkt von der Straße weg – einfach famos! Selbst der Weißenstein, Heimat einiger extrasteiler Siebener und Achter, lockt im linken Bereich mit purem Genuss. Meist aber finden sich die ganz leichten Routen eher an Felsen mit viel gemütlichem Gelände – einem lockeren Tag am Fels steht also nichts im Wege.
Nr. | Ort | Route | Grad |
1. | Wolfenstein | Froschkönig | 3- |
---|---|---|---|
2. | Hartelstein | Alte Talseite | 3 |
3. | Förstelstein | Kleine Kante | 3 |
4. | Breitenberg Südwand | Stier | 3 |
5. | Weißenstein | Leon | 3 |
6. | Türkenfels | Feierabend | 3 |
7. | Bärndorfer Wand | Bärnhofer Kante | 3+ |
Nr. | Ort | Route | Grad |
8. | Lindenturm | Ostkante | 4 |
---|---|---|---|
9. | Leienfelser Pfeiler | Rotzlöffel | 4+ |
10. | Eibenwände | Hobbitkante | 4+ |
11. | Jubiläumswand | Nico | 4+ |
12. | Treunitzer Klettergarten | R5 | 4+ |
13. | Dreistaffelfels | Hungerrampe | 4+ |
14. | Zehnerstein | Gerade Westwand | 4+ |
15. | Hohe Reute | Willi Kapp Ged.-Weg | 4+ |
16. | Vogler Ged.-Wand | Sellaerinnerungen | 4+ |
17. | Langer Berg Wände | Westkante | 4+ |
Klassische angehaucht: Dolomitengefühle
Frankenfünfer sind eine abwechslungsreiche Sache. Da gibt es schon die typisch fränkischen Lochrouten, aber auch viele klassisch angehauchte Risse und Verschneidungen, die man so ähnlich – nur natürlich viel größer – auch in den Dolomiten antreffen könnte. Den perfekten Einstieg in den fünften Grad gibt‘s in der Zinnenwand (5) am Röthelfels: steil, aber nicht zu ausgesetzt, immer gute Griffe – und am Ende lässt man sogar die Baumwipfel unter sich.
Nr. | Ort | Route | Grad |
18. | Röthelfels | Zinnenwand | 5- |
---|---|---|---|
19. | Haselstaudener Wände | Rechtsaußen | 5- |
20. | Weiße Wand | Daniel | 5- |
21. | Eibenwände | Schwarze Kante | 5 |
22. | Napoleon | Westriss | 5 |
23. | Jubiläumswand | Lurchi | 5 |
24. | Hohe Reute | Südwand | 5 |
25. | Hintere Stadelhofener Wände | Elliweg | 5+ |
26. | Treunitzer Wand | Zeitelweg | 5+ |
27. | Stierberger Gemsenwand | Weiße Verschneidung | 5+ |
28. | Intensivstation | Direkter Wamperlweg | 5+ |
29. | Rote Wand | Reinhard-Karl-Ged.-Weg | 5+ |
Im Reich der Sestogradisten: Ab in die Senkrechte
Früher galt der sechste Grad als extrem. Je nach Kletterkönnen ist er das heute immer noch, zumal im Frankenjura. Denn hier ist schon richtig steiles Gelände angesagt, und auch wenn die Löcher meist schön positiv sind: Nur mit Technik geht‘s nicht mehr. In einer langen 6+ wie dem Nürnberger Weg an der Bärnhofer Wand mit dem steilen, löchrigen Fels können die Arme dick werden. Hinzu kommt, dass die Absicherung oft eher alpinen Standards entspricht als jener in südlichen Sportklettergefilden. Keile und Schlingen für Sanduhren gehören daher in der Regel an den Gurt.
Nr. | Ort | Route | Grad |
30. | Elfenwelt | Palast der Hohen | 6- |
---|---|---|---|
31. | Haselstaudener Wände | Prinzessin | 6- |
32. | Dreistaffelfels | Bamberger Pfeiler | 6- |
33. | Glatzenstein | Purtscheller Ged. Weg | 6- |
34. | Freudenhaus | Venusfalle | 6 |
35. | Hohe Reute | Zwischenprüfung | 6 |
36. | Riffler | Vollrathriss | 6 |
37. | Kleine Wacht | Vagabundenpfeiler | 6 |
38. | Hartensteiner Wand | Die 101-Jährige | 6 |
39. | Maximilianswand | Wand der Abendröte | 6 |
40. | Hartelstein | Südpfeiler | 6+ |
41. | Zehnerstein | Seifertriss | 6+ |
42. | Schlosszwergwand | Alf | 6+ |
43. | Treunitzer Klettergarten | Pfeilerweg (R7) | 6+ |
44. | Bärnhofer Wand | Nürnberger Weg | 6+ |
Der Einstieg ins Sportklettern: Traumwände en masse
Mit dem siebten Grad betreten wir das Reich des richtigen Sportkletterns. Seit Mitte der 70er-Jahre wird im Frankenjura systematisch freigeklettert, und Kurt Alberts Idee mit dem roten Punkt brachte ab 1975 so richtig Schwung in die Sache. Viele der Frankensiebener stammen aus jener Ära, vor allem die an den schon damals klassischen Kletterfelsen. Die Qualität der Routen ist fantastisch: Lochklettereien, harte Risse, kleine Leisten, griffige Überhänge – mit dem siebten Grad erschließt sich Kletterern im Frankenjura ein Betätigungsfeld, in dem sie sich jahrelang tummeln können.
Nr. | Ort | Route | Grad |
45. | Leupoldsteiner Wand | Vertigo | 7- |
---|---|---|---|
46. | Roter Fels | Schaumschläger | 7- |
47. | Mittelbergwand | Dir. Kletterboumweg | 7- |
48. | Totensteinwände | Hohe Liebe | 7- |
49. | Gößweinsteiner Wände | Haringer Ged.-Weg | 7- |
50. | Rodenstein | Frankenschnellweg | 7 |
51. | Röthelfels | Devil‘s Crack | 7 |
52. | Ruine Leienfels | Leienfelser Pfeiler | 7 |
53. | Bärnhofer Wand | Waldrausch | 7 |
54. | Emporwand | Jericho | 7 |
55. | Hintere Stadelhofener Wände | Strahlentod | 7 |
56. | Schottersmühler Wand | Geier Sturzflug | 7 |
57. | Ziegenfelder Wände | Basic Instinct | 7 |
58. | Rote Wand | Knupper Ged.-Weg | 7 |
59. | Reichelsmühler Wand | Aquaplaning | 7+ |
60. | Kalte Wand | Schneekönigin | 7+ |
61. | Dooser Wand | Siebter Sinn | 7+ |
Nur mit Training: es wird kraftig
Gute Kletterer mögen sich im siebten Grad noch irgendwie durchmogeln können, bei Acht ist ohne Training Schluss. Wer ständig in Franken klettert, absolviert sein Training allerdings ohnehin am Fels, denn mit dem achten Grad wird es richtig anstrengend. Und manchmal schon extrem kleingriffig wie in Computerspiele (8). Viele unserer Mussrouten sind Extremklassiker und nicht nur herausragend schön, sondern auch kletterhistorisch bedeutend.
Nr. | Ort | Route | Grad |
62. | Schöne Aussicht | Schöne Aussicht | 8- |
---|---|---|---|
63. | Stadeltenne | Stadeltenne | 8- |
64. | Püttlacher Wand | Abseitsfalle | 8- |
65. | Bandstein | Herbstmanöver | 8- |
66. | Roter Fels | Hannig Mayer Ged.-Weg | 8- |
67. | Ankatalwand | Computerspiele | 8 |
68. | Kühllochfels | Reif für die Insel | 8 |
69. | Heldwand | Heldbräu | 8 |
70. | Trautner Ged.-Wand | Non Stop | 8 |
71. | Weißenstein | Dampfhammer | 8 |
72. | Rabenfels | Katalysator | 8 |
73. | Rolandfels | Die Vollendung | 8+ |
Keine große Sache mehr: perfekte Neuner
Mit dem Sautanz eröffnete Kurt Albert 1981 den ersten Neuner in Deutschland. Die perfekte Lochmauer der Gößweinsteiner Wand durchzieht inzwischen eine ganze Reihe von Routen im neunten Grad, die sich alle großer Beliebtheit erfreuen. Überhaupt ist ein Neuner in Franken keine große Sache. Es gibt hunderte von Routen in diesem Grad und viele Felsen, die gar keine leichteren Wege aufweisen. Doch mit unserer Liste an perfekten Neunern könnt ihr euch langsam in den Grad vortasten.
Nr. | Ort | Route | Grad |
74. | Kühllochfels | Sommernachtstraum | 9- |
---|---|---|---|
75. | Gößweinsteiner Wände | Sautanz | 9- |
76. | Püttlacher Wand | Treibjagd | 9- |
77. | Heldwand | Götz von B. | 9- |
78. | Stadeltenne | Maßarbeit | 9- |
79. | Marientaler Wände | Stromlinie | 9 |
80. | Obere Schlossbergwand | Liebe ohne Chance | 9 |
81. | Richard-Wagner-Fels | Magnet | 9 |
82. | Krottenseer Turm | Chasin‘ the trane | 9 |
83. | Grüne Hölle | Vögeln verboten | 9+ |
Für Projektierer: echt harte Züge
Auch wenn der zehnte Grad von Jerry Moffatt und Wolfgang Güllich zuerst im Altmühltal geklettert wurde: Seine wahre Heimat ist der Nördliche Frankenjura. Das Dolomitgestein weist selbst in völlig kompakten Wänden noch kleine Strukturen – schmale Leistchen, Einfingerlöcher – auf, die einen Durchstieg erlauben. Alle unten aufgeführten Routen verlaufen in bestem Fels und mindestens eine davon sollte jeder extreme Sportkletterer im Routenbuch stehen haben. Und sei es – in diesem Grad nicht ungewöhnlich – erst nach jahrelangem Projektieren und Training.
Nr. | Ort | Route | Grad |
84. | Neumühle | Witchcraft | 10- |
---|---|---|---|
85. | Student | Simon | 10- |
86. | Solarium | Desperado | 10- |
87. | Bärenschluchtwände | Center Court | 10- |
88. | Holzgauer Wand | Nikita | 10- |
89. | Geheimbund | Mikrokosmos | 10 |
91. | Zwergenschloss | Plan B | 10 |
92. | Emporwand | Land of Confusion | 10/10+ |
93. | Eldorado | Stonelove | 10+ |
Das Ende der Fahnenstange: Frankens Spitze
Seit Wolfgang Güllich mit Wallstreet den unteren elften Grad erschuf und später mit Action Directe den glatten Elfer definierte, ist diese Schwierigkeit so etwas wie der Heilige Gral beim Sportklettern. Und in Franken ist es auch das Reich von Markus Bock, der jahrelang die meisten und lange auch die härtesten Routen in diesem Grad erstbeging. Inzwischen gibt es zwar Ausnahmetalente wie Adam Ondra oder Alexander Megos, die Elfer in Rekordgeschwindigkeit klettern, doch für die allermeisten Sportkletterer bleibt ein Elfer immer noch ein Traumziel und Höhepunkt ihrer Kletterkarriere.
Nr. | Ort | Route | Grad |
93. | Bärenschluchtwände | Drive by Shooting | 10+/11- |
---|---|---|---|
94. | Krottenseer Turm | Wallstreet | 11- |
95. | Schneiderloch | Burn for You | 11- |
96. | Zwergenschloss | Powerplay | 11- |
97. | Schlaraffenland | Shangri-La | 11-/11 |
98. | Waldkopf | Action Directe | 11 |
99. | Schneiderloch | Corona | 11/11+ |
100. | Planetarium | Supernova | 11+ |