In diesem Artikel:
Mittlerweile habe ich es eingesehen. Das Klettern draußen am Fels fehlt mir sehr, vor allem die guten Bedingungen mit kühlen Temperaturen und Trockenheit machen es schwer, aber ich bleibe zu Hause. Nicht nur, weil ich in viele Gebiete nicht mehr darf, sondern auch weil es mir unangemessen erscheint, bei der ernsten Lage wegen eines derzeit frivol erscheinenden Klettergelüstes Risiken einzugehen – zum einen das Risiko, über den Fels und über etwaige Leute am Fels vielleicht ohne es zu wissen Viren zu verteilen, und zum anderen weil doch immer mal was passieren kann (man wird vom Siebenschläfer gebissen oder stolpert beim Sichern und verknackst sich den Fuß), und im Moment will ich wirklich nicht zu denen gehören, die im Corona-Zusammenhang dringend nötigen Krankenhausbetten belegen. Schnief.
Vielen Dank an die vielen Menschen, die mir mit ihrer Reaktion geholfen haben und deren Stimmen wir unten veröffentlicht haben.
Ursprünglicher Artikel vom 17. März:
Die Situation ist gefühlt schnell eskaliert. Vorausschauende Menschen haben wahrscheinlich geahnt, dass italienische Zustände uns bald erreichen, doch zu denen gehöre ich nicht. Mein Gehirn kann sich sehr schlecht in andere Zustände hineindenken, als es derzeit wahrnimmt (das merke ich jedes Mal, wenn ich für ein anderes Klima packe bzw wenn ich dann dort bin und meine Kleidung komplett unangemessen ist). Deshalb muss ich mein Dilemma ausbreiten. Denn nur weil ich gerade keine Lösung finde, heißt dies ja nicht, dass es keine gibt. Also, wenn sie ersichtlich ist, helft mir bitte auf die Sprünge.
Was ist das Problem?
Die Zwickmühle besteht aus einerseits meiner Urlaubsplanung (4 Freunde, ein Bus, Buoux, Baguette, ihr wisst schon) und andererseits aus der Corona-Krise (#staythefuckhome). Dass Italien ausfällt, bedarf keiner Erklärung. Seit gestern sind die Grenzen nach Frankreich dicht, auch mit wenig Voraussicht ahne ich, dass diese Lage sich bis zu den Osterferien nicht ändern wird. Gut, ist ja vielleicht gar nicht soo wild, in Deutschland gibt es ja auch Felsen.
Wenn wir jetzt statt zu viert nur zu zweit in einem autarken Bus ins Frankenjura düsen, dann kann da ja nichts Schlimmes dran sein, oder? Im Sinne des Social Distancing kann ich doch dergestalt ebenso andere Menschen vermeiden wie zu Hause auch? Ist mein Bus nicht gar ein fahrendes zu Hause? Im Frankenjura leben meines Wissens die Menschen auch weniger dicht beieinander als in der größeren deutschen Stadt, in der ich wohne, und im Supermarkt ist es auch leerer...?

Pro versus Kontra
In den Sozialen Medien ist die Antwort klar: Nein, an den Fels darf man nicht, denn erstens könnten dort auch viele Menschen lauern (wie zum Beispiel in Fontainebleau, wo die anwesenden Individualreisenden größtenteils einfach auch nicht mehr nach Hause können, weil Reiseverbote und Grenzsperrungen eingetreten sind). Und zweitens könnte man sich ja verletzen und mit der dann nötigen Unfallversorgung das auf den Kollaps zusteuernde Gesundheitssystem noch weiter belasten. Shame on you, #staythefuckhome und #flattenthecurve!
Leute, ich gehe seit 23 Jahren sportklettern, soll ich euch mal erzählen, wie oft ich schon im Krankenhaus oder beim Arzt war wegen einer akuten Kletterverletzung? Genau, null mal, um exakt zu sein (Überlastungsschäden ausdrücklich nicht eingerechnet)! Derzeit gibt es (noch) keine Ausgangssperre in Deutschland, also was genau soll daran verwerflich sein, an den Fels zu fahren und dort in friedlicher Ruhe ein paar Griffe zu ziehen? Ich wasch mir auch gern vorher die Hände!
So zumindest argumentiert der felsverliebte motivierte Kletterer in mir. Dummerweise gibt es da auch noch eine andere Stimme, die das Kletterteufelchen zurechtweist: Das ist egoistisch gedacht, sagt das Yogaengelchen sanft. Du kannst nicht einfach deine niederen Bedürfnisse über das Wohlergehen der Allgemeinheit stellen. Denn das tust du, wenn du nur an dich und dein kurzfristiges Vergnügen denkst, während andere Menschen sich ernsthaft einschränken, um die Gesellschaft und die Schwachen darin zu schützen. Ist also vielleicht nicht so weit her mit deiner Solidarität und Integrität, wenn es um andere geht, hältst dich wohl für was besseres, hm?
Fels oder nicht Fels, das ist hier die Frage
Klar, wenn man mit Kant und seinem kategorischen Imperativ argumentiert, dann wäre der Fels-Ausflug nicht korrekt. Die bekannte Testfrage lautet ja: Was, wenn jeder so denken / handeln würde? Zugegeben, dann würden sich sehr viele Menschen am Fels aufhalten, denn zu allem Überfluss dürfen ja sehr viele Menschen gerade nicht zur Arbeit gehen und haben sozusagen Corona-frei. Im Ergebnis würde das Social Distancing also nicht funktionieren, und die Vorstellung, das Scheitern dieser gemeinsamen Anstrengung mitzuverantworten, gefällt meinem selbstgerechten tugendhaften Yoga-Engelchen wirklich gar nicht.
Es gibt gute Argumente fürs Stillhalten und Social Distancing, wie diese Simulation der Washington Post zeigt:
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Doch das Kletterteufelchen und ich, wir arbeiten ja jetzt schon über zwanzig Jahre gut zusammen. Dank seiner ist mein innerer Schweinehund ein zahmer Geselle geworden, meine Leistungskurve zeigt trotz regelmäßiger Rückschläge immer noch nach oben. Zwar ist er nicht immer verlässlich da, wenn man ihn braucht, aber insgesamt bin ich gut damit gefahren, auf seinen Rat zu hören. Ist doch wahr, gesellschaftliche Verantwortung, pah! Was kümmert sich die Gesellschaft, wenn es mir schlecht geht? Bislang bin ich mit einem gesunden Egoismus gut gefahren (selfcare und so), und ich glaube, dass unser individualistisch-kapitalistisches System auch so ausgelegt ist. Logisch, dass jeder sich um sich selbst kümmert, denn sonst tut es ja keiner! Und auf einmal soll ich es anders machen?
Gut, man kann nicht immer alles haben. Aber was ist mit der oftgelobten güldenen Mitte? Ein Kompromiss? Wie könnte der aussehen? Man könnte ein Gebiet ansteuern, und falls es doch voll ist, bewegt man sich eben woanders hin. Aber was, wenn es dort auch voll ist? Dann fängt der Frühaufsteher den roten Punkt? Dann wäre mir in Anbetracht der vielfach dräuenden Enttäuschungen doch wahrscheinlich mehr geholfen, wenn ich einmal die Frustration des Daheimbleibens verkrafte und dafür dann nicht das Wechselbad von Vorfreude und Enttäuschung mehrfach durchlaufen muss? (Zur Info, ich bin so ein Augen-zu-und-durch-Typ. Lieber nur einmal leiden als mehrfach. Ihr wisst, was ich meine.)
Und dann zeigt mir Facebook auch noch das hier.

Instagram zeigt mir noch viele, viele andere Kletterer, die weitaus mehr verkraften müssen. Verschobene Weltcups, komplette Ausgangssperre, Hallen dicht, und so weiter – da kann ich mich nicht beschweren, ich kann nach meiner Arbeit aus dem Home-Office einfach nach nebenan gehen und mich im WG-Trainingszimmer ans Board oder die Stange hängen, mit ein bisschen Fantasie bekomme ich da auch ein Ausdauertraining hin. Nur, wo soll das hinführen, ohne das Felsziel vor Augen? Außerdem habe ich durchaus noch Nachholbedarf.
In meiner dreimonatigen Kletterpause im letzten Jahr hatte ich mir festentschlossen gute Laune verordnet – unter dem tröstenden Mantra, dass die Felsen nächstes Jahr ja auch noch da seien und 2020 eine geniale Fels-Saison auf mich wartet. Ja Pustekuchen. Die Prognosen sagen, dass die dickste Welle an Corona – sollten die Verzögerungsmaßnahmen jetzt greifen – im Juli und August anstehen. Ok, passt, da ist's mir zum Klettern eh zu heiß. Aber sollen wir jetzt ernsthaft die ganzen Monate bis dahin auf dem Sofa bleiben und nicht mehr rausgehen? Das übersteigt meine begrenzte Vorstellungskraft.
Wenn das so sein sollte, dann geh ich vielleicht lieber jetzt noch kurz an den Fels, und beschäftige mich den Sommer über mit was anderem, vielleicht einarmigem Handstand, das kann man immerhin alleine üben und ist auch ein schönes Projekt. Und dann wäre immerhin das Training bis hierhin nicht für die Katze gewesen. Wenn Taten sinnlos werden, rebelliert der Verstand. Der hat es sowieso schon schwer, mit Solidarität für abstrakte Konstrukte, mit dem Primat der Gemeinschaft ohne tatsächlichem Zusammensein und nun der Selbstbeschränkung ohne konkretem eigenen Nutzen (bzw meinem Unvermögen, diesen als Gewinn zu interpretieren).

Und dann ist die ganze Angelegenheit ja nicht nur meine Entscheidung. Obwohl ich die ältere und damit definitionsgemäß weisere Person unserer Seilschaft bin, werden meine Eingaben leider nicht immer als gegeben akzeptiert. Das heißt, ich muss wahrscheinlich gegen meine eigene (äh, gegen meinen eigenen Teufels) Überzeugung argumentative Gefechte führen und mich zum hypochondrisch-spießigen Devil's Advocat machen. Zumal dann die Schlaumeier, die von der Zurückhaltung der meisten profitieren und sich doch noch als einige wenige an den Fels bewegen, auf Kosten der Mehrheit profitieren: Sie haben den Fels für sich, können klettern und nutznießen die Beherrschung der Mehrheit, die vielleicht auch ihre betrügenden Ärsche rettet. Diese hypothetischen Gesellen haben meinen vollsten Neid.
Yogaengelchen zuckt mit den Schultern: Tu was du nicht lassen kannst, seufzt es. Du wirst schon sehen, wie du dich damit fühlst, mitverantwortlich für Chaos in deutschen Kliniken, den Tod von Menschen und die Eskalation der Situation zu sein. Scheinheilig lehnt es sich in seinem imaginären Lotussitz zurück und gibt sich gleichmütig. Jawoll, reibt sich das Kletterteufelchen die Hände, probier's doch einfach aus! Es weiß doch eh niemand, was jetzt zu tun ist, und die anderen machen es ja auch! Ich bin geneigt, dem Teufelchen zuzustimmen, denn umdrehen und nach Hause fahren kann man ja immer noch. Andererseits, als Egoist will ich ja nun auch nicht gelten.
Hilfreiche Hinweise zur Lösung des Problems werden gerne per E-Mail oder Kontaktformular entgegen genommen.
#staythefuckhome – warum nochmal?
Warum sollen wir nochmal zu Hause bleiben, obwohl uns Kletterern die Corona-Viren vermutlich nicht viel anhaben können oder maximal grippenähnliche Symptome hervorrufen werden? Genau: Weil bei ungehinderter Ausbreitung des Virus einfach viel zu viele Infizierte auf einmal versorgt werden müssen. Und dann werden sowohl Krankenhausbetten als auch Beatmungsgeräte knapp, und selbst das deutsche Gesundheitssystem wäre überfordert. Und dann müssten Ärzte entscheiden, wer an das nächste freie Beatmungsgerät kommt und wer nicht. Im schlechtesten Fall werden noch mehr Menschen sterben als bereits jetzt absehbar. Um diese Situation zu verhindern, müssen alle mithelfen.

Kevin schrieb am 5. April:
Hallo,
ich habe gerade deinen Artikel gelesen, interessant und schön dialektisch aufgestellt wie ich finde. Mein Standpunkt ist folgender: Die Aussage ist ja, die Ausbreitung einzudämmen und die Kurve so flach zu halten wie es geht. Wenn ich mir den Prozess der Coronaausbreitung vorstelle, gibt es also einen Anstieg an Erkrankten, irgendwann ein Maximum und dann ein Abflachen. Und das ist in meiner Vorstellung nur möglich, wenn man sich einen Lebensstil aneignet, den man auch so lange durchhält.
Ich kann mir vorstellen, dass wenn verkündet wird, dass die Zahlen fallen, dass viele Leute schlagartig wieder nach draussen gehen, weil sie die Nase voll haben vom zuhause rumsitzen. Und dann würden die Zahlen vielleicht sogar wieder steigen? Ich denke, dass das verhindert werden kann, wenn jeder eben nicht garnichts tut, sondern auf ein langwierig aushaltbares Minimum zurückfährt. Ich halte das bei meinen Entscheidungen so: ich überlege, wie häufig ich einen Gedanken habe, etwas zu tun und entscheide mich dann, 10 Prozent davon umzusetzen. Das ist vielleicht nicht perfekt, aber es dämmt mein coronaverbreitendes Verhalten trotzdem um 90 Prozent ein.
Mit freundlichen Grüßen
Kevin
Lena schrieb am 19. März:
Hallo,
Ganz ehrlich ich will nichts lieber als Bouldern. Was mich am meisten fertig macht, ist es nicht an der Wand zu sein. Ich definiere mich darüber, es macht mich gesund... körperlich und seelisch. Die Vorstellung so lange nicht Bouldern zu können zerbricht mir buchstäblich das Herz. Ich wollte nach Bleau in den Osterferien ich weiß also wie sich das anfühlt. Es steht, ausser Frage wie man sich in dieser Situation zu verhalten hat. Wir müssen verzichten. Wir tragen Verantwortung, ich als Freundin, Tochter, Schwester, Boulderin, Biologin und Bürgerin. Genauso wie ihr auch. Und ich merke, dass die Entscheidung "nicht Bouldern zu gehen" richtig ist, da jeder Teil von mir sagt, dass dies die richtige Entscheidung ist bis auf die Boulderin in mir... Ganz ehrlich gesagt sagt sogar sie es manchmal. Ich werde jetzt nicht des tausendste mal erklären wie sich der Virus verbreitet, dass wir die Ansteckungskurve abflachen müssen wegen der begrenzten medizinischen Kapazitäten ect... Das wissen wir alle.. Und eigentlich sollte das Argument genug sein. Aber da gibt es diesen Teil in uns, der schreit und will raus.. Und das ist tragisch schön denn, obwohl wir diesem Teil auf gar keinen Fall nachgeben können, zeigt es wie sehr wir das Bouldern/klettern lieben und was für ein Glück wir haben so eine Leidenschaft in uns zu tragen. Darauf sollte man sich in diesen Zeiten besinnen denn viele haben so etwas nicht. Und wenn ich diesen Gedanken mal durch diese ganze Wut und Traurigkeit zulasse, merke ich wie glücklich ich bin diesen Sport entdeckt zu haben. Wir müssen jetzt zusammen halten. Wir müssen Solidarität leben. Und wie es schon so schön gesagt wurde in den Medien: "In der Krise zeigt sich der wahre Charakter." Du kannst jetzt natürlich darauf scheißen was ich, die anderen und die Regierung sagt und trotzdem herausgehen. Ist dann halt einfach nur scheiße und egoistisch, nicht nur den Risikogruppen gegenüber, die wegen diesem Verhalten sterben können, nein, auch den Leuten, gegenüber die die Verantwortung tragen und verzichten.. Hart verzichten. Alles hat sich geändert. Das Boulder/Kletter-Herz darf gerade nicht an erster Stelle stehen, den Luxus können wir uns gerade nicht leisten. Es geht um Leben und Tod. Daran muss man sich erstmal gewöhnen, keiner hat damit gerechnet und wir sind sehr verwöhnt was das angeht. Keiner hat damit gerechnet, dass es so schnell geht und was für Ausmaßen das alles annimmt. Aber jetzt stehen wir hier, so einfach ist das. Und wir sind so jung und fit, dass wir uns überhaupt über so eine "Nichtigkeit" Gedanken machen können...manch einer kann das nicht und hat einfach nur Angst.Zeigt wie toll die Kletter- und Bouldercommunity ist und bleibt zu Hause. Zeigt Solidarität!In dem Sinne. Ich hoffe, wir sind alle bald wieder an der Wand!
Liebe Grüße, bleibt gesund
Lena
Chris schrieb am 19. März:
….Ich muß mir das jetzt auch von der Seele schreiben – es ist sonst zum Verrücktwerden!
…Dein Dilemma-Artikel befreit genau die latent unguten Gedanken, die mich und meinen Kletterpartner seit knapp einer Woche umtreiben.
Der Verdrängungsmechanismus, der durch die Klettergier befeuert wird, funktionierte bei uns bis vor ein paar Minuten tadellos.
Bis Dienstag dieser Woche hielten wir tatsächlich an unserem Flug nach Spanien (El Chorro) fest- schließlich setzen wir uns – alleine am Fels – keiner viralen Gefahr aus und sind ergo auch keine Gefahr für Andere, oder ?
Dann wurde der Flug gestrichen (Schock!)- Egal, wir sind als Kletterer hart im Nehmen und megakrass flexibel. Also fix alles storniert und umgeplant. Übermorgen, Samstag sollte es dann schließlich bei bestem Wetter ein Kletterroadtrip im Bus durch Deutschland werden...
Wenn die Teufelchen siegen, würden wir uns wohl alle irgendwo am Fels treffen :)
Dein Artikel war ein Blitz im neurosynaptischen Hirndschungel. Kurz mal die coole rosa Brille abgesetzt- et voila …. was wir nun sehen, wollten wir gar nicht sehen.
Was andere denken, oder sagen ist uns eigentlich ziemlich Banane. Als Kletterjunkies sind wir ja sowieso anders als die Anderen.
Jetzt ist plötzlich alles irgendwie anders.
Es ist also nicht die blaue, sondern die fuckingbullshit rote Pille geworden und so schauen wir der Wahrheit ( ist sie das wirklich? ) geradewegs in die hässliche Fresse ( ja das ist sie wirklich!)
Klettern ist ein Teil unseres Lebens und verkörpert unsere Lebenseinstellung wie nix Anderes. Sie ist also weit mehr als einfach nur eine "Freizeitbeschäftigung".
Aber wir sollten das wohl nicht auf Kosten Anderer ausleben, schätze ich...
Ein Teil von mir bereut die Entscheidung schon jetzt zutiefst und sitzt depressiv in der Ecke, aber letztendlich hoffe ich auf vielevieleviele Gleichgesinnte mit denen ich das Leid teilen kann.
Wir bleiben also zu Hause und schnitzen ein Campusboard in den Deckenbalken.
Gruß, Chris
Katrin schrieb am 25. März:
Hallo Sarah. Vielen Dank für diesen tollen Artikel, er spricht mir und ganz vielen anderen aus der Seele. Eine Lösung gibt es nicht, ich kann dir nur sagen was ich denke.
Ich kann es mit meinem Gewissen sehr gut vereinbaren weiterhin an den Fels zu gehen, zumindest an unsere "Hausgebiete", so lange ich mich nicht mit meiner Meute da treffe. Zu zweit oder mit der Familie ist ja völlig okay, man sitzt sich da nicht auf der Pelle, auf der Zollernalb und im Donautal sowieso nicht. Dafür verzichte ich gerne, zumindest für ein paar Wochen, auf Treffen mit Freunden, Hamsterkäufe, betreue meine Kids daheim, reduziere alles auf das Nötigste.
Sport an der frischen Luft ist das Beste was man für seinen Körper tun kann, auch als Prophylaxe für gerade solche Krankheiten. Das wissen alle, aber wer tut denn aktiv etwas für sich? In meiner Altersklasse (knapp 40) vielleicht noch jede zehnte. Darüber wird es noch dünner. Die sollen mal jetzt den Zeigefinger heben wenn sie mich am Fels erwischen, da hab ich schon die richtige Antwort.
Und solange hier fröhlich die Omis weiter ihre Enkel betreuen, in der jetzigen Situation (muss ich nur aus dem Fenster schauen), werden viele der Maßnahmen doch gleich wieder torpediert.
Also zusammengefasst: ich lasse es mir noch nicht nehmen, bei diesem traumhaften Wetter meinen Körper fit zu halten, mit gebührendem Abstand zu anderen Kletterern, weil ich das absolut nicht für eine Plattform halte, wo ich den Virus im großen Maßstab verbreiten kann. Wenn es dann (hoffentlich nicht!!) unter Strafe steht, oder ich Symptome bekomme, mache ich Pause.
Vielleicht magst du mir schreiben, wie du dich entschieden hast, es kann sich ja täglich ändern. In Bayern darf man ja eh nicht mehr Auto fahren, es sei denn zu Arbeit oder Einkauf, und die wenigsten Felsen erreicht man zu Fuß...
Viele liebe Grüße, Katrin
Stefanie schrieb am 19. März:
Hallo Sarah, habe zufällig gerade Deinen Artikel gelesen. Geh klettern. Die aktuelle Situation kannst Du nicht ändern, wenn Du zuhause Dein Immunsystem schwächst und der Seele fehlt das Klettern. Ich bin Freiwasserschwimmer und habe mich für eine Langstrecke im August gemeldet. Vidösternsimmet in Schweden. Wenn nicht abgesagt wird, starte ich auch mit wenig Training. Also: ab an die Luft.
LG, Stefanie
Dan schrieb am 24. März:
Hallo Sarah,
so weh es tut und so deprimierend es auch aktuell ist. ZU HAUSE BLEIBEN. Ich habe hier den Vogesen auch viele abgeschiedene Möglichkeiten zum Klettern und könnte bei dem aktuell vorwiegend tollen Wetter nur noch heulen. Aber .f.... So ist halt die momentane Situation. Und wir werden in 2020 noch etliche Routen klettern können. Nur leider nicht im Moment. So viel Anstand sollte jeder und jede Kletterjunkie aufbringen können. Und wenn ich zum Beispiel an Arco denke. Hier wurden für bestimmte Zeiten Routen gesperrt, damit der Fels sich erholen kann. Ich denke da an die vielen netten Tritte im Frankenjura, die nicht benutzt werden können, weil sie spiegelglatt sind. Wer weiß, vielleicht zeigt uns auch hier die Natur, dass eine kleine Pause gut tut. Und das die momentane "ich bleib zu Hause" Atmosphäre der Natur gut tut, ist doch nicht zu leugnen. So sehr es auch in den Fingern juckt und so träge ich vielleicht auch werden mag, die Sache ist klar. Ich bleibe zu Hause und leiste meinen Beitrag. Die Felsen gehen uns nicht verloren, aber vielleicht Freunde oder Bekannte.
Liebe Grüße, Dan.
am 19. März:
Zu hause bleiben. Per Skype oder ähnlichem Trainingswettkämpfe und stärker werden.
Die Autorin
Sarah Burmester klettert seit über 20 Jahren und würde gerne auch noch mehr als 20 Jahre weiterklettern. Wenn im Großen und Ganzen nur zwei Saisons ausfallen, würde sie es höchstwahrscheinlich überleben. Ganz sicher sein kann man aber nie.