Wenn Die Outdoor-Hersteller ihre neuen Top-Jacken auf den Markt bringen, herrscht Hochspannung: Was leisten die Flaggschiffe?
Wenn Die Outdoor-Hersteller ihre neuen Top-Jacken auf den Markt bringen, herrscht Hochspannung: Was leisten die Flaggschiffe?
Es herrscht Weltuntergangsstimmung: Regen prasselt wie Trommelfeuer auf die outdoor-Testcrew herunter, der Sturm zerrt wie eine unsichtbare Faust an den High-End-Testjacken, bei denen die Hersteller maximalen Wetterschutz versprechen. Trotzdem sind viele outdoor-Tester durchnässt. Über undichte Nähte sowie falsch konstruierte Taschen und Kapuzen läuft Wasser in die Jacken – so das ernüchternde Ergebnis des outdoor-Tests vor drei Jahren. Und wie sieht es in diesem Jahr aus?
Bieten die Spitzenmodelle nun tatsächlich Strapazierfähigheit, Komfort und Wetterschutz? Das klärt der outdoor-Test von 15 Herren- und Damenjacken zwischen 325 und 593 Euro. Mit von der Partie ist fast alles, was Rang und Namen hat: Vaude, Mammut, The North Face, Marmot, Patagonia und Haglöfs schickten ihre neuesten Flaggschiffe ins Rennen. Sie müssen sich gegen bewährte, aber ständig weiterentwickelte Klassiker behaupten, zum Beispiel von der kanadischen Edelschmiede Arc’teryx oder dem britischen Top-Hersteller Mountain Equipment.
Alle Hersteller setzen bei ihren Top-Modellen auf das gleiche Konzept: das Dreilagenlaminat, eine äußerst robuste Art der Jackenkonstruktion. Zum einen verstärken sich die drei miteinander verklebten Schichten gegenseitig; zum anderen ist die zwischen Ober- und Futterstoff eingeschlossene atmungsaktive, wasserdichte Folie (Membran) ideal geschützt. Außerdem kommen nur Top-Materialien zum Einsatz. Jedes hat seine besonderen Stärken, so das Ergebnis des outdoor-Tests. Das von elf Herstellern verwendete Gore-Tex Pro Shell punktet durch Strapazierfähigkeit und geringes Gewicht. Event ist das atmungsaktivste Funktionsmaterial im aktuellen outdoor-Test, es wird beim Vaude-Modell verarbeitet. Die schwedische Hardcore-Schmiede Klättermusen hingegen setzt auf ein enorm dehnbares, geschmeidiges Material, das im outdoor-Test in puncto Atmungsaktivität so gut abschneidet wie Pro Shell.
Auch bei der Konstruktion der Jacken haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet – echte Schwachpunkte findet outdoor kaum. 13 der 15 Testmodelle überstehen den Wetterschutz-Check ohne Blessuren – nicht einmal die outdoor-Powerberegnung zwingt sie in die Knie, die einen sturmgepeitschten mehrstündigen Wolkenbruch simuliert. Bei der Komfortprüfung im outdoor-Praxistest schneiden sogar alle Modelle gut oder sehr gut ab – was man in dieser Preisklasse aber auch erwarten darf. Hauptkritikpunkt: Nur vier Jacken bieten leichtgängige Zipper, bei allen anderen laufen sie mehr oder weniger störrisch.
Zwei Gruppen kristallisieren sich im Test heraus. Die vier schwereren und extrem strapazierfähigen Hardcore-Modelle empfehlen sich für alle Outdoor-Profis, Tourenguides und Bergführer, die fast täglich und bei jedem Wetter auf Tour sind. Zwei Jacken ragen heraus: Klättermusen und Norrona. Sie bieten den besten Wetterschutz im Test. Die Klättermusen Brede ist noch bequemer, wiegt aber ein halbes Kilo mehr als die Norrona Trollveggen.
Wer seine Jacke nicht täglich nutzt, aber jede freie Minute mit Trekking, Bergsteigen und Klettern verbringt, wählt einen der elf Allrounder – sie punkten unter anderem durch ihr geringes Gewicht von weniger als 600 Gramm. Unter den neun sehr guten Allroundjacken finden sich vier Highlights: Das Argon Jacket von Mountain Hardwear glänzt mit dem besten Klima im Test – der Tipp für Leute, die es auf Tour richtig krachen lassen. Die Changabang von Mountain Equipment bietet dagegen den besten Wetterschutz der Allrounder und empfiehlt sich für Touren in stürmischen Regionen oder im Winter. Die Arc’teryx Theta AR wiederum lockt in dieser Gruppe mit den robustesten Materialien, während Grammzähler auf die Leichtgewichte von Peak Performance und Marmot abfahren werden – ein guter Jahrgang. Wählen Sie das Modell, das Ihren Ansprüchen am ehesten entspricht und optimal passt. Dann sind Sie gegen Wind und Wetter gewappnet.
Funktionsjacken geht es beim outdoor-Test an den Kragen: Sie werden bei zehn Maschinenwäschen malträtiert, müssen den Wassermassen der outdoor-Extremberegnung standhalten und im Praxistest überzeugen.
Der Waschmarathon simuliert den Dauergebrauch mehrerer Monate. Nach den zehn Maschinenwäschen zeigt sich schnell, wie haltbar die Imprägnierung ist oder ob sich beispielsweise Nahtbänder (Tapes) lösen, die zum Abdichten der Nähte von innen aufgeklebt werden.
Die Powerberegnung gleicht einem mehrstündigen, sturmgetriebenen Wolkenbruch und entlarvt schonungslos jeden Konstruktions- und Verarbeitungsfehler der Testkandidaten. Diese Standardberegnung ermöglicht die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Jacken über Monate und Jahre hinweg – im Praxiseinsatz allein wäre dies nicht möglich: Es herrschen zu unterschiedliche Bedingungen. Der Windschutz von Kapuzenschild, Kragen, Bündchen und Saum wird im Praxistest bewertet.
Die Klimaprüfung ermittelt das Jackenklima in mehreren Schritten. Zum einen misst das outdoor-Labor den Dampfdurchgang der Materialien, zum anderen aber auch die Menge an Kondensat (je weniger, desto besser) und die Feuchtigkeitsverteilung auf der Materialinnenseite: Je mehr sich Feuchtigkeit verteilt, desto angenehmer das Klima. Mit diesen Werten und den Ergebnissen des Praxistests wird die Atmungsaktivität bestimmt. Auch die Imprägnierung des Oberstoffs beeinflusst den Klimakomfort: Ein Außengewebe, das kaum Nässe aufnimmt, erhält die Atmungsaktivität und fühlt sich nicht so klamm an. Die Qualität einer Imprägnierung zeigt sich nach der outdoor-Beregnung. Zusätzlich bestimmt outdoor die Fläche der Tapes und die Menge sich überlappender Materiallagen (Konstruktion): Weniger Tapefläche und Überlappungen bedeuten, dass mehr Feuchtigkeit aus der Jacke entweicht.
Der Praxistest dient als Bewertungsgrundlage für den Tragekomfort. Dabei benotet die outdoor-Testcrew auch die Handhabung und Ausstattung der Jacken.
Keine Frage, bei ihren Flaggschiffen sparen die Hersteller nicht an der Ausstattung: Alle Testjacken besitzen beispielsweise Kapuzen, die sich über mehrere Verstellmöglichkeiten an den Kopf anpassen lassen und sogar über einen Kletterhelm passen. Welche Features noch zu finden sind und was es zu beachten gibt, lesen Sie hier nach.
Belüftung
Alle Testjacken bieten Ventilationsöffnungen, über die man auf schweißtreibenden Touren zusätzlich Dampf ablassen kann. Am effektivsten sind möglichst lange Achselreißverschlüsse (Pitzips). Auch weite Ärmelbündchen oder mit Netz gefütterte Taschen dienen der Belüftung.
Taschen
Top: Fast alle Testmodelle besitzen Taschen, die vom Rucksackhüftgurt nicht verdeckt werden. Extratipp: Auch wenn Taschen dicht halten, verstaut man empfindliche Geräte (Handy oder Digicam) in Gefrierbeuteln – der Inhalt der Taschen wird durch Kondenswasser feucht.
Schneefang
Wer sich erst im tiefsten Powder so richtig wohlfühlt und seine Jacke auch auf Skitouren oder beim Freeriden trägt, sollte auf einen Schneefang achten. Er verhindert, dass es Schnee von unten in die Jacke schiebt. Es gibt ihn bei Marmot, Mountain Equipment und Norrona.
Weitere Tests: