Minus neun Grad zeigt das Thermometer am ersten Morgen des Mehrtagestreks in den Allgäuer Alpen – perfekte Bedingungen für den Test von 16 Isolationsjacken. Sie kosten 170 bis 500 Euro, fünf Modelle sind mit Daune gefüllt, neun mit Kunstfasern. Zwei Hersteller kombinieren beide Materialien.
Kamen Wärmejacken früher vor allem als Kälteschutz in den Pausen oder fürs Camp zum Einsatz, nutzen Outdoorer sie heute auch als extra warme Zwischenschicht zum Winterwandern oder auf Skiabfahrten. »Das Testfeld deckt diese beiden Einsatzbereiche ab«, sagt Ausrüstungsredakteur Boris Gnielka. Es gibt dünne Synthetikmodelle und eine Daunenjacke mit unter 100 Gramm Füllgewicht, während in den wärmsten Kandidaten rund die doppelte Menge steckt.
Als sich die Tester bei der Eiseskälte aus dem Schlafsack schälen und nahezu bewegungslos im Zelt sitzen, schlägt die Stunde der dickeren Testmodelle. »Ich bin garantiert nicht empfindlich, aber in den dünnen Jacken friere ich«, erklärt Joel Vermillion. Ginge es um die reine Isolation, hätte die mit Daunen und Kunstfasern gefüllte Marmot Terrawatt die Nase vorn. Doch durch ihren kurzen Schnitt kühlt ohne eine gefütterte Hose der Po aus.
Aus diesem Grund bevorzugen die Tester übers Gesäß reichende Wärmejacken wie die Montane Blue Ice Jacket (Daune-Kunstfaser-Mix, die Yeti Virtue (Daune) oder die Schöffel Zion/Saas Fee (Synthetik).
Letztere beide besitzen zudem Kapuzen. Sie steigern die Isolation, weil über den Kopf bis zu 20 Prozent der Körperwärme verloren geht. Mittels Zügen ums Gesicht und oberhalb des Nackens lassen sie sich anpassen und machen Kopfbewegungen mit – ein großer Komfortgewinn. Gefütterte Taschen sind perfekt zum Warmhalten der Hände. Auch eine extra Brust- oder Innentasche empfiehlt sich fürs Handy oder Feuerzeug. Diese Features bieten alle drei Daunenjacken.
Die Jacken im Praxis- und Labortest von outdoor

Nach dem Frühstück packt die outdoor-Mannschaft ihr Tagesgepäck, schnallt die Schneeschuhe an und macht sich auf den Weg zum tief verschneiten Gipfel des Iseler Kopfes. Nach kurzer Zeit zeigt sich während des anstrengenden Aufstieges bei nur noch leichten Minusgraden, dass die dicken Jacken viel zu warm sind. Selbst Susanne Wacker, eine sehr verfrorene Testerin, stöhnt: »Ich bin völlig durchgeschwitzt« – und zieht ebenfalls einen der dünneren Kandidaten an.
Auch bei diesen Jacken gibt es Unterschiede: Die Black Yak Light Down Insulated Daunenjacke trägt sich zwar geschmeidig, doch über die Partien aus Stretchfleece kriecht schon bei leichtem Wind Kälte ins Innere. Außerdem verklumpt am Rücken unter dem Rucksack die durchgeschwitzte Füllung schon nach wenigen Stunden. Dadurch verliert sie ihre Wärmeleistung und ist selbst abends noch feucht. Hier haben die nässeunempfindlichen Kunstfasermodelle klar die Nase vorn.
Von diesen begeistert die Carinthia G-Loft Ultra am meisten. Dank dicker, windabweisender Einsätze aus Stretchfleece an den Ellenbogen, Rumpfseiten und Schultern macht die körperbetonte Jacke jede Bewegung mit. Der eng anliegende, hohe Kragen dichtet um den Hals herum sauber ab und passt durch das dünne Material hervorragend unter eventuell darüber getragene Kleidung. Auch die komfortable Patagonia Nano Puff Jacket bekommt sehr gute Noten. Luftiger geschnitten schneidet sie insgesamt nur minimal schwächer ab.
»In der Praxis lässt sich die Isolation der Testjacken allerdings nur grob beurteilen. Deshalb ermittelt das outdoor-Labor in einem aufwendigen Verfahren für jede Daunenjacke die unteren Temperaturgrenzen«, erklärt Boris Gnielka. Möchten Sie die Jacke vor allem als Kälteschutz für die Pausen nutzen, orientieren Sie sich am oberen Wert (stehendes Männchen). Am wärmsten ist die Marmot Terrawatt – die Hybridjacke lässt sich als Kälteschutz in Pausen bis minus 18 Grad einsetzen. »Durch den kurzen Schnitt sollte man die Marmot-Jacke aber mit einer isolierten Hose kombinieren«, rät Gnielka.
Auch die dicken Kandidaten Yeti Virtue (Daune), Schöffel Zion/Saas Fee (Kunstfaser) und die Montane Blue Ice Jacket (Daune-Synthetik-Mix) schlagen sich sehr ordentlich: Ihr Temperaturlimit liegt bei minus elf Grad – ein für unsere Breiten in der Regel völlig ausreichender Wert.
Für den Einsatz beim Wandern oder auf Skiabfahrten gilt dagegen die rund 10 bis 15 Grad tiefere Angabe (gehendes Männchen), weil sich der Körper durch die Bewegung aufheizt. Die beste Wärmeleistung der Modelle, die sich zum Drunterziehen eignen, bieten die Synthetikjacken Carinthia G-Loft Ultra und die Patagonia Nano Puff Jacket. Sie besitzen so viel Reserven, dass sie sich nicht nur als Zwischenschicht für Wintertouren empfehlen, sondern auch als Kälteschutz für Pausen im Frühjahr und Herbst.
Die Synthetikjacken The North Face Thermoball Plus und Fjällräven Keb Padded Hoodie wiederum liefern die geringsten Isolationswerte und punkten vor allem als Wärmeschicht beim Wandern oder Skitourengehen.
Testfazit:
Nutzt man die getesteten Winterjacken hauptsächlich in den Pausen und trägt sie die restliche Zeit im Rucksack herum, sollte man auf ein besonders gutes Wärme-Gewichts-Verhältnis und ein kleines Packmaß achten. In diesem Punkt bieten die Daunenjacken Vorteile. So ist die Yeti Virtue (Gewicht: 295 Gramm) rund 200 Gramm leichter als die gleich warme, mit Kunstfasern gefüllte Schöffel Zion/Saas Fee und braucht mit einem Packvolumen von gerade einmal 1,8 Litern rund 35 Prozent weniger Platz im Rucksack.
Als Kälteschutz fürs Camp oder die Ruhephasen empfehlen sich vor allem drei der getesteten Wärmejacken. Die mit Daunen gefüllte Yeti Virtue punktet mit dem besten Wärme-Gewichts-Verhältnis dieses Trios. Ihren sehr hohen Preis (450 €) macht die lange Lebensdauer wieder wett – hochwertige Daune hält viele Jahre, während Kunstfasern spürbar an Isolation verlieren. Das nur halb so teure Kunstfaserjacke Schöffel Zion/Saas Fee bietet ebenfalls eine solide Leistung, und wer keine Kapuzen mag, greift zum Montane Blue Ice Jacket (220 €).
Suchen Sie dagegen eine warme Zwischenschicht, überzeugen vor allem die beiden Kunstfaserjacken Carinthia G-Loft Ultra (170 €) und Patagonia Nano Puff Jacket (210 €). Erstere ist noch eine Spur wärmer und günstiger, Letztere wiegt weniger und lässt sich kleiner verpacken.
